insights! Podcast-Folge #18: Workation - ein Arbeitsmodell mit Zukunft?

In der zweiten insights!-Folge der zweiten Staffel mit der Unternehmerin, Autorin und Keynote Speakerin Ruth Cremer! Joubin Rahimi steht dieses Mal dessen Marketingexpertin Anna-Lena Lüderitz zur Seite. Zu dritt tauschen sie Gedanken zum möglichen Arbeitsmodell der Zukunft aus, der sogenannten ,,Workation''. Ist die Idee, Arbeit und Urlaub miteinander zu verschmelzen umsetzbar, ohne dass Unternehmen dabei den Kürzeren ziehen? Und wenn ja, was gilt es bei der Implementierung von Workation zu beachten?

Arbeit und Leben sollten enger miteinander verschmolzen werden.

Ruth Cremer

Für alle, denen Ruth Cremer noch kein Begriff ist: Die Rheinländerin ist zudem Hochschuldozentin und vor allem durch ihr Buch „Die Höhle des Löwen – vom Pitch zum Deal“ bekannt geworden.

Für Ruth Cremer war schon in jungen Jahren klar, dass ein Nine-to-five-Job für sie nicht infrage komme. Zweimal habe sie sich darauf eingelassen, „ich fühlte mich schrecklich dabei, war total unproduktiv“. Also passte sie ihren Arbeitsrhythmus ihrem persönlichen Lebensrhythmus an. „Im Grunde genommen bin ich ein recht unstrukturierter Mensch, ich habe so viele verschiedene Projekte, dass mein Tagesablauf immer wieder anders ist“. Nun arbeite sie von allen möglichen Orten der Welt aus und will schnell festgestellt haben, „dass es mir sehr viel bringt, ein bisschen aus dem Alltagstrott gerissen zu werden“.

Für Arbeitnehmer lägen die Vorteile des remoten Arbeitens auf der Hand. Nicht nur könne man von einem Ort aus arbeiten, wovon Büroangestellte maximal im Zusammenhang mit ihrem Jahresurlaub träumten. Schließlich gibt es auch an der Riviera Maya oder auf Koh Samui längst schnelles Internet. Die Arbeit würde damit auch mehr Sinn, die Motivation einen ungeheuerlichen Schub bekommen. „Arbeit und Leben sollten nicht so getrennt sein“, sagt die Unternehmerin und Buchautorin, „dann kann ich mich mit dem Job auch besser identifizieren“. Auf Arbeitgeber, die noch an traditionellen Strukturen hängen, komme ihrer Ansicht nach ein gewaltiger Umdenkprozess zu. In den nächsten Jahren dränge eine Generation in den Arbeitsmarkt, die völlig andere Wertvorstellungen mitbringe. ,,Denen bedeutet Geld nicht mehr alles, die wollen eine positive Work-Live-Balance.“ Unternehmen, die sich diesen elementaren Wünschen verschlössen, sollten sich auf Probleme bei der Mitarbeiterfindung einstellen.

Aber auch die Unternehmen selbst könnten durchaus von Workation profitieren, glaubt Ruth Cremer. Es biete sich damit die Chance, ein angestaubtes Mindset für die Zukunft zu justieren. „Meetings sind ein ganz großes Thema“, sagte die Unternehmerin aus eigener Erfahrung, „viele bringen einfach nichts, sind reine Zeitverschwendung“. Weniger sei oft mehr, vor allem könnten aber teurere Fachkräfte dann sinnvoll eingesetzt werden und würden nicht wertvolle Zeit „mit Rumsitzen und Diskutieren“ verschwenden. Start-ups gingen hier gegenüber Konzernen mit gutem Beispiel voran. „Die können sich das schlicht nicht leisten, die müssen effizient arbeiten“, sagt Ruth Cremer. Auch ein gewisser Vertrauensvorschuss seitens der Führungskräfte gegenüber ihren Mitarbeitern zeugte von einer modernen Arbeitsorganisation. Man solle Mitarbeiter einfach mal machen lassen, „während der Pandemie hat es im Homeoffice ja auch geklappt“. Zumal Kontrolle auch mit Zeitaufwand verbunden sei. „Wenn ich mich mit so etwas aufhalten würde, würde ich zu nichts mehr kommen.“

Wenn der Arbeitnehmer oder Freelancer am anderen Ende der Welt sitzt, fallen feste Arbeitszeiten schon aus Gründen des Zeitunterschieds als Option meist automatisch weg. Und damit gerate auch das angestammte Bezahlmodell Zeit gegen Geld auf den Prüfstand, sagt Ruth Cremer. Sie selbst könne mit Zeit gegen Geld schon lange nichts mehr anfangen, stattdessen setze sie bei ihren Kunden auf eine ergebnisbasierte Honorierung ihrer Arbeit. Ihre Preise richteten sich danach, welchen Wert an Wissen sie ihren Auftraggebern zukommen lasse. „Ich habe teilweise für den gleichen Zeitaufwand völlig andere Pauschalen“, sagt die Rheinländerin, „weil ich sage, wenn ich einen Workshop gebe, hängt da wahnsinnig viel verdichtetes Wissen dahinter“. Manche Kunde hätten anfangs durchaus Probleme bei der Nachvollziehung ihrer Preispolitik gehabt, gesteht Ruth Cremer ein, „dann zähle ich auf, was sie dafür im Gegenzug bekommen“. Man müsse viel ans Mitdenken appellieren, aber wo ein Wille sei, da sei auch ein Weg.

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