Joubin Rahimi:
Grandios, dass ihr wieder dabei seid zu einer neuen Folge von insights! Mein Name ist Joubin Rahimi und heute zu Gast habe ich den lieben Andreas Reuter von Schäfer Shop. Hallo Andreas.
Andreas Reuter:
Hallo Joubin. Schön, wieder hier zu sein.
Joubin Rahimi:
Ja, mega. Ich freue mich super, dass du dabei bist. Du hast unsere Charts quasi der Clicks, Views und Spend Time on the Video durchbrochen, Nummer eins. Und das heißt, das waren die coolsten Inhalte. Sonst wird man das gar nicht so häufig gucken.
Andreas Reuter:
Cool.
Joubin Rahimi:
Und da danke dafür für die insights vom letzten Mal. Eine Frage direkt am Anfang, weil das ist uns dabei aufgefallen. Wir kennen uns ja schon das eine oder andere Jährchen, schon ein bisschen länger. Als wir uns kennengelernt haben, war LinkedIn ja gar nicht so populär und auch in den Jahren danach war Schäfer Shop und ihr persönlich auch als Menschen von Schäfer-Shop gar nicht so aktiv auf LinkedIn. Wenn man jetzt guckt, seid ihr super aktiv. Eine der, ich würde mal sagen, aktivsten Firmen in eurem Segment. Und warum macht ihr das? Ich finde es super, weil sonst würden wir wahrscheinlich gar nicht den Podcast machen. Was steckt dahinter?
Andreas Reuter:
Vielleicht ist es genau das, was du sagst. Wir würden den Podcast gar nicht machen, wenn wir LinkedIn nicht so bespielen würden. Jetzt geht es nicht Podcasts bei uns, sondern primär darum, Leads zu generieren, also Kunden zu gewinnen, auf der einen Seite. Auf der anderen Seite aber auch suchen wir immer Fachkräfte, Mitarbeitende, die für uns arbeiten. Und wir haben festgestellt, dass wir uns eine gute Reputation aufbauen können und müssen. Und das können wir eben einfach richtig gut über LinkedIn. Also auf der einen Seite können wir gute Leads generieren über LinkedIn, auf der anderen Seite, wenn wir in Vorstellungsgesprächen sitzen, kriegen wir immer wieder das Feedback: Wir haben uns eure Posts angeguckt. Hey, das, was ihr da macht ist cool und so weiter. Also das ist so der Gedanke dabei.
Joubin Rahimi:
Genau. Das ist wahrscheinlich ein Teil der Gesamtstrategie, weil auch als wir uns kennengelernt haben, ihr habt ja noch die Kataloge, aber da war es vielleicht ein oder zweistellig im Prozentbereich wart ihr, im Onlineumsatz. Das ist ja jetzt deutlich gewachsen. Und da würde ich gerne ein bisschen insights von dir, für alle anderen, die zuhören, rausbekommen. Wie habt ihr das hinbekommen? Ist es wirklich der eine Kanal oder was sind die Gedanken? Wie habt ihr das hinbekommen? Wie hast du das hinbekommen? Oder ihr? Das ist ja ein Team-Erfolg.
Andreas Reuter:
Das ist definitiv ein Team-Erfolg und das Team hat sich die letzten Jahre auch deutlich verändert, viel dazugelernt und ist auch erheblich gewachsen. Aber wie haben wir das hinbekommen? Ich bin ja 2012 ins Unternehmen gekommen und das hatte ich beim letzten Podcast auch schon gesagt: Die Aufgabe war, den Schäfers Shop in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Und 2012 war E-Commerce ja schon durchaus ein valider, bespielter Kanal. Bei Schäfers Shop auch, aber hatte nicht unbedingt eine riesenrelevanz. Das heißt, du hast es eben selber gesagt, wir hatten damals einen E-Comm-Anteil von 16%. 16% 2012, das war schon gar nichts. Und dann haben wir uns tatsächlich Zeit genommen, unsere Go-to-Market-Strategie zu überarbeiten, noch mal zu schauen, okay, und da hatte immer die Kundenzentrierung eine ganz wesentliche Rolle gespielt. Haben uns dann damit auseinandergesetzt: Wo gewinnen wir heute Kunden? Wie wollen unsere Kunden, der B2B-Kunde, wie kauft der eigentlich ein? Der will es schnell haben. Der will eine schnelle Möglichkeit haben, einzukaufen und so weiter und haben dann gesagt: Okay, und jetzt müssen wir uns eben sowohl technologisch als auch marketingseitig im Bereich E-Commerce komplett neu aufstellen. Haben wir getan? Genau.
Joubin Rahimi:
Genau, habt ihr getan. Wo steht ihr jetzt?
Andreas Reuter:
Heute haben wir einen E-Comm-Anteil von … Also wenn wir nur den wirklichen E-Comm-Anteil rechnen, ohne E-Procurement und so weiter, liegen wir bei über 50%. Wenn wir die digitalen Bestellwege uns anschauen, dann kommt so was wie E-Procurement dazu, Punch Search-out und so weiter. Dann liegen wir bei deutlich über 60%.
Joubin Rahimi:
Und das ist im Vergleich wahrscheinlich im Markt ein hoher Wert für mich, wenn man sich die anderen Firmen anguckt, oder?
Andreas Reuter:
Ja, absolut. Und das, was wir auch sehen, wir sind nicht nur E-Commerce, sondern das, was wir machen, wir schauen uns eben die Customer Journey auch an, gucken uns an, wie gewinnen wir den Kunden, wie kauft der Kunde bevorzugt. Und ein Online-Kunde ist im Zweifel nicht nur ein ein Onlinekunde, sondern ein Online-Kunde kann durchaus auch mal einen Bedarf haben, unseren Außendienst vor Ort zu treffen, weil er eben, was weiß ich, ein Büro plant oder ein Lager plant oder was auch immer. Und so verbinden wir heute die Kanäle viel stärker miteinander. Wissen aber, wenn es um Convenience geht, ist E-Comm ungeschlagen.
Joubin Rahimi:
Genau, das war ein Teil auch des letzten Interviews und von damals zu heute ist mir aufgefallen, ihr redet ganz viel über Strategie. Ihr habt Bilder, wo Menschen dann in Workshops sind. Was macht ihr da? Also habt ihr schon eine Strategie? Oder was baut ihr da auf? Das ist ja mega spannend.
Andreas Reuter:
Also eine Strategie haben wir. Wir haben ja, wenn du dich erinnerst, uns im Jahr 2019 auch einen neuen Markenkern, also Markenkern, Außenauftritt und so weiter gegönnt. Das heißt, wir haben eben gesagt, nach 45 Jahren, die das Unternehmen damals alt war, braucht es irgendwie mal einen frischen, auf der einen Seite, Go-to-Market-Strategie, auf der anderen Seite aber auch einen frischeren Auftritt. Und in dem Rahmen haben wir uns mit unserer Vision, unserer Mission und so weiter auseinandergesetzt. Und unsere Mission, hatte ich, denke ich, beim letzten Mal garantiert auch schon gesagt, weil die es immer – wieder wiederhole: Wir schaffen positive Arbeitsumfelder, die unsere Kunden erfolgreicher machen. So, damals, 2019, gab es noch kein Corona. Fing gerade an. Ich weiß, als wir das Thema vorgestellt haben, zwei Monate später fing es dann im Grunde genommen an. Da kam dann Corona. Und Corona hat, wenn du dich erinnerst und wenn jeder Zuhörer sich erinnert, hat in der Welt der Arbeit eine Menge verändert. Homeoffice war damals gar nicht so … Also vor Corona, das gab es. Man hat mal darüber gesprochen, das war aber irgendwie in weiter Entfernung und auf einmal waren wir alle gezwungen, im Homeoffice zu arbeiten. Und wir haben einfach festgestellt, dass viele der Menschen gar nicht zurückkommen wollten oder nur temporär zurückkommen wollten und so weiter und haben dann gesagt, wenn wir über positive Arbeitsumfelder sprechen, was sind denn positive Arbeitsumfelder eigentlich in der Zukunft oder in der Gegenwart? Und das ist genau das Thema, was unsere Strategie jetzt noch mal neu beschreibt. Also zu sagen, okay und jetzt geht es eben darum, New Work oder Future of Work in unsere Strategie zu integrieren.
Joubin Rahimi:
Und das ist mega spannend. Das betrifft uns ja übrigens genauso. Die Softwareentwickler können gut Software entwickeln, auch von zu Hause. Aber wir hatten jetzt einen Off-Sight. Wenn alle zusammenkommen, entstehen neue Ideen, die man über so eine Teams-Einladung gar nicht hinbekommt, weil es dann einfach beim Kaffeegespräch oder beim Austausch von entsteht. Und daher, wir wollen ja auch gerne, dass die Kollegin häufiger im Büro sind. Da arbeiten wir dran, aber wie bekommt ihr das hin? Ihr helft dann Unternehmen wie uns oder wie allen anderen auch. Wir haben alle das gleiche Thema.
Andreas Reuter:
Ja, das ist eine richtig gute Frage und mit der Frage haben wir uns auch beschäftigt. Das ist so, unter dem Megatrend New Work gibt es einen Trend, der nennt sich Office Reconnected. Das soll bedeuten, das, was du eben beschrieben hast, ihr möchtet gerne eure Leute auch mehr ins Büro holen. Die erste Frage ist ja mal, warum? Also was wollt ihr erreichen? Und die zweite Frage wäre dann, wie und was ist der Mehrwert für die Kolleginnen und Kollegen? Also was ist der Mehrwert für die Kolleginnen und Kollegen, um ins Büro zu kommen?
Joubin Rahimi:
Ich vergleiche das immer ein bisschen wie mit Sport. Warum wollen wir das? Wir glauben, als Unternehmen werden wir dann fitter, weil wir bessere Ideen haben, auch schneller bestimmte Sachen besprechen können, weil es nicht über Teams-Meetings, so mega strukturiert, über Wochen geht, sondern kurz alle in einen Raum, Kaffee, fertig ist der Lack. Das sehen wir richtig. Das zum einen. Und es ist so ein bisschen auch wie bei einem Sport: Du gehst hin, hast vielleicht gar nicht so viel Lust, aber am Ende sagst du, war gut. War gut, ja. Und diesen Sportsgeist quasi da reinzubekommen, vielleicht ist auch die falsche Analogie, aber das bewegt uns in dem Zuge.
Andreas Reuter:
Ehrlich gesagt finde ich gar nicht, dass es die falsche Analogie ist, weil es die Analogie für euer Unternehmen ist. Ich gebe dir mal einen Einblick darin, was wir hier vorgefunden haben oder was wir hier haben. Wir haben hier ein relativ großes Verwaltungsgebäude mit unglaublich viel Büros. Und wenn du hier die Gänge runterguckst, dann sind das zum Teil Einzelbüros oder Doppelbüros mit verschlossenen Türen. Und das, was wir gesagt haben, wenn wir jetzt dem Menschen sagen, und du hast eben schon fast eine Antwort auch darauf gegeben, wenn wir dem Menschen sagen: Hey, kommt zurück ins Büro, setzt euch in eure Büro, macht die Tür zu und arbeitet in eurem Single-oder Zweimann-Büro, arbeitet ganz normal wie zu Hause. Was ist der Mehrwert für den Kollegen, für die Kollegin, ins Büro zurückzukommen? Jetzt hast du aber eben gesagt, na ja, manchmal ist es dann so, wir gehen dann in einen Raum, wir setzen uns zusammen und dann tauschen wir uns aus und da entsteht auch was. Da entstehen soziale Kontakte, da entsteht Austausch, da entsteht Sportgeist und so weiter. Das ist schon Teil Office Reconnected. Nämlich, die Leute arbeiten kollaborativ, kooperativ zusammen und tauschen sich im Zweifel noch mal aus. Das ist genauso ein Ansatzpunkt, der dieses Thema Office Reconnected tatsächlich auch transportiert.
Joubin Rahimi:
Super. Wenn man Kunde von euch ist oder wird, dann helft ihr genau dort mit Ideen, Gedanken oder wie kann ich mir das vorstellen?
Andreas Reuter:
Das ist auch eine richtig gute Frage, die ich heute noch gar nicht so richtig beantworten kann. Warum nicht? Wir haben im März eine Initiative gestartet. Du hast vorhin das Thema LinkedIn angesprochen und der Follower, der uns bei LinkedIn auch verfolgt, wird sehen, wir haben eine Arbeitsgruppe, die nennt sich Strategy Lab, aufgesetzt. Da haben wir acht Kolleginnen und Kollegen, die drei Monate zu 80% von ihrer Arbeit freigestellt wurden, um genau das zu tun, worüber wir gerade sprechen, nämlich Wertangebote, Dienstleistungen für unsere Kunden zu kreieren, die auf das Thema New Work, Future of Work einzahlen und die zum Beispiel dann eben solche Ratschläge, Tipps, Vorschläge und so weiter anbieten können. Die tun nichts anderes, als sich eben genau damit auseinanderzusetzen, was ist eigentlich so unser Angebot, unser Setup für unsere Kunden in der Zukunft?
Joubin Rahimi:
Ist mal Wahnsinn. 80% der Zeit ist ja quasi raus, nur noch für Notfälle. Habt ihr, also typischerweise, entweder man ist auf der Geschäftsführungsebene oder im Business Development. Wie habt ihr das besetzt? Also woher kommen die Personen? Oder habt ihr kein Business Development und kompensiert das damit? Oder so viele Fragen.
Andreas Reuter:
Tatsächlich ein dediziertes Business Development, das sich so mit der Zukunft auseinandersetzt, haben wir nicht. Und wir glauben auch, wir brauchen es nicht. Woher kommen die Leute? Das war nämlich so, das ist schon das Spannende an dieser ganzen Geschichte gewesen. Wir haben irgendwann im März eine Ausschreibung über unseren SharePoint gestartet. Wir hatten eine Jahresauftragsveranstaltung, das machen wir jedes Jahr. Da holen wir alle Kolleginnen und Kollegen zusammen. Dann erzählen wir auf der einen Seite aus der Geschäftsleitung oder Managementsicht: Was sind eigentlich die Ziele für dieses Jahr? Wie wollen wir sie erreichen? Wir wagen aber auch mal den Blick in den Rückspiegel: Was haben wir erreicht? Und versuchen, das so aufzubauen, dass alle verstehen, worum es geht. Ich kann jetzt hier high sophisticated Pläne vorstellen, wo die Hälfte der Leute vielleicht sagt: Ey, ganz ehrlich, interessiert mich nicht. Wir versuchen, das Ganze so zu machen, dass jeder es wirklich versteht und jeder sich damit auch identifizieren kann. Und in dem Rahmen haben wir das Thema Future of Work vorgestellt und haben vorgestellt, dass wir mit diesem Strategy Lab oder für das Strategy Lab, Kolleginnen und Kollegen suchen, die eben genau das tun, was wir eben schon gesagt haben, drei Monate an Wertangeboten arbeiten. Und wir haben die Rahmenbedingungen vorgestellt. Und dann haben wir gesagt: Hey, und egal von wo ihr kommt, ob ihr bei Schäfer Shop in Deutschland seid, ob ihr bei Schäfer Shop in den Landesgesellschaften seid, ob ihr im Controlling sitzt, im Marketing oder im Lager, ihr könnt euch bewerben und ihr könnt Teil dieses Strategy Lab werden. Klar, wir haben gesagt, acht Leute, Begrenzung. Und dann aber bewerbt euch und wir wählen dann eben, wir bauen die Teams so zusammen, wie es dann eben wirklich am besten auch ist. Das heißt, wir haben nicht gesagt: Du musst rein und du musst rein. Das haben wir bewusst nicht getan, sondern wir haben die Leute intrinsisch motiviert, sich tatsächlich auch zu bewerben. Und ich glaube, das war das Coole. Wenn du dir heute mal die Gruppe anguckst, by the way, sind nur noch Frauen, was nicht heißt, dass die Männer … Wir hatten irgendwie zwei Bewerbungen von Männern, ansonsten nur von Frauen. Und die kommen aus verschiedensten Bereichen. Da kommen welche aus dem E-Commerce, wir haben jemanden aus Controlling dabei. Wir haben jemanden aus HR dabei, aus dem Recruiting dabei und, und, und, aus dem Vertrieb. Und da ist eine Dynamik entstanden. Die Gruppe ist seit Anfang April jetzt zusammen, Entschuldigung, seit Anfang März zusammen und du spürst eine Dynamik.
Joubin Rahimi:
Das ist unglaublich. Also da hat sich total was daraus entwickelt. Wahnsinn. Und nach den drei Monaten wird es verlängert. Das ist auch schon bald, oder?
Andreas Reuter:
Das ist tatsächlich schon bald und wird es verlängert. Also dieses Strategy Lab wird innerhalb der drei die Wertangebote, also das Ziel, erreicht haben. Vielleicht ganz kurz auch noch dazu, bevor wir zu der Folge kommen. Was wir als Führungskräfte gerade lernen, New Work ist auch Selbstbestimmtheit. Das bedeutet, dass wir eben als Führungskräfte nicht da reingehen und sagen: So, und jetzt arbeitet ihr daran, daran, daran und das ist gut und das ist schlecht, sondern wir haben eine Aufgabe gegeben, wir werden regelmäßig informiert und das war’s. Das heißt, Führung entsteht da aus dem Team heraus. Und allein das ist so cool, wenn du das beobachtest. Da hat jeder seine Rolle irgendwie eingenommen. Die ist so ein Stück weit keine definierte Rolle per Stellenbeschreibung, sondern die haben sich irgendwie gefunden. Jeder hat da seine Rolle und das funktioniert super.
Joubin Rahimi:
Ihr gebt dann ja Verantwortung weiter. Ich will gar nicht absagen. Ab ist so wie, man hat nichts damit zu tun, aber weiter. Und alle Teilnehmerinnen können am Unternehmen arbeiten, oder?
Andreas Reuter:
Ja, genau.
Joubin Rahimi:
Ich finde, das ist immer die schönste Arbeit.
Andreas Reuter:
Ja, das ist ein bisschen betreffend. Aber weißt du was? Ich bin ja eine Führungsgeneration, die es durchaus noch kennt, in Hierarchien zu arbeiten. Und wenn du dann so ein riesenwichtiges Thema übergibst und sagst: Hey, das ist die Aufgabe. Aber wie ihr es erreicht und was ihr erreicht, ist völlig euer Ding, nicht mein Ding. Das ist am Anfang schon so ein bisschen Kontrollverlust. Du kannst da nicht reingehen und sagen: Das ist richtig, das ist falsch. Bei den Themen ist es oder so immer schwierig. Ja, aber das macht es eben auch aus und das ist cool. Ich kann sagen, nicht nur die Leute im Strategy Lab, sondern mindestens mal unsere Führungsmannschaft lernt gerade auch, neues führen und loszulassen.
Joubin Rahimi:
Das ist echt cool. Wir haben nicht das Gleiche wie ihr. Wir wollen ja auch, wir wollen Entscheidungen mehr dort fällen als Unternehmen, wo sie anfallen. Das ist so ein Thema und daran arbeiten wir einfach, weil wir sagen, wir haben ja gerade Softwareentwickler und UXler. Wir haben ja nur schlaue Köpfe. Das ist ja nicht so, dass der Wolli oder ich schlauer sind. Wir denken anders, haben Glück gehabt im Leben, vielleicht auch andere Perspektiven, andere Fähigkeiten, ob man eine Entscheidung dann besser trifft oder schlechter. Mit Abstand ist ja auch immer so eine Fragestellung und da wollen wir halt gerade hin, dass die Entscheidung mehr … Ich sage mal, ich habe ja Football gespielt, Line of Scrimage, also da, wo die Interaktion passiert, damit man schneller hinbekommt. Das finden wir auch spannend, weil die ersten Rückmeldungen aus diesem Pionier-Team, so heißen die bei uns, die sind voller Energie. Das finde ich mega. Auch krass, ich bekomme Rückmeldungen und denke: Warum das? Das müsste doch weiter sein. Aber auf der anderen Seite hat mich dann der Jan Stasser, der durfte es ja auch kennenlernen, kollegial angenommen: Ihr seid da, wo ihr seid. Da hat er Recht. Wir sind da, wo wir sind. Das ist doch egal. Von dort aus geht es nach vorne und müssen dann die Punkte nach vorne hinweg arbeiten. Das fand ich ganz viel am eigenen auch noch arbeiten, obwohl man nicht daran arbeitet. Das ist ja eine spannende dabei.
Andreas Reuter:
Aber was glaubt weißt du, wie viel du daran arbeitest, ohne dass du das Gefühl hast, daran zu arbeiten? Aber du hast eben was ganz Tolles gesagt und ich glaube, das ist noch lange nicht bei jeder Führungskraft angekommen. Ich habe ganz viele tolle Menschen, super intelligente Menschen und wir wissen im Zweifel auch gar nicht besser. Wir sind privilegiert, weil wir diese Position haben dürfen. Das ist das richtige Mindset, weil das hat nämlich was mit Vertrauen zu tun.
Joubin Rahimi:
Genau.
Andreas Reuter:
Also Führung heißt heute ja was ganz anderes als vor zehn Jahren. Und ich finde, das, was du da mitbringst, das ist super, weil du sagst: Hey, die Leute sind da und ich vertraue den Leuten. Und das, was der Jan gesagt hat: Ganz ehrlich, was hast du davon, wenn du die super Ideen hast? Du bist schon ganz hinten, vergisst aber deine Leute abzuholen. Da kriegst du nichts umgesetzt.
Joubin Rahimi:
Das ist immer mein Hauptproblem. Ich bin ja immer nur mega in der Zukunft. Und das dann zu verstehen, dass man sagt: Okay, wie kommen wir alle in die Zukunft und nicht einer?
Andreas Reuter:
Genau, und in welchen Schritten. Ich glaube, die Zukunft, das ist ja immer so was. Die Zukunft ist ja reine Fiktion. Also da habe ich vor kurzem gerade ein echt cooles Buch gelesen zu: Die Zukunft ist ja reine Fiktion. Das ist ja nichts, wo du sagen kannst und reine Illusion auch. Weil Zukunft ist ja nur ein Stück weit planbar. Klar, man sollte nicht blauäugig und immer nur im Jetzt und Hier sein, sondern schon mal eine Idee davon haben, wo man hin möchte. Aber wie du da hinkommst, das entscheidest du schon gar nicht mehr selber. Du kannst sagen: Guck mal, so habe ich es gemacht. Ich habe gesagt: New Work, Future of Work, da müssen wir uns mit auseinandersetzen. Das Ding ist da und wir mit unserer Mission gehören da einfach rein und das ist eine riesen Chance für uns, da echt noch mal auch Marktanteile zu gewinnen, weil am Ende geht es ja nichts anderes.
Joubin Rahimi:
Der Markt wird der größer oder nicht, wahrscheinlich verändert er sich, oder?
Andreas Reuter:
Er verändert sich, genau. Und der Kuchen ist wahrscheinlich ähnlich groß. Jetzt geht es noch mal darum, die Stücke neu zu verteilen. Und das ist so meine Aufgabe. Aber meine Aufgabe ist es ja auch, genauso wie deine auch. Du hast es ja auch beschrieben, die Leute mitzunehmen und Schritte zu gehen, in Portionen zu verpacken, die die Menschen verstehen. Und mittlerweile ist es so, dass ich auch festgestellt habe, dass die Arbeitsgruppe unser Strategy Lab, viel weiter in der Zukunft ist, als ich es jemals war.
Joubin Rahimi:
Die können auch 80% ihrer Zeit damit verbringen. Ja, aber das ist echt cool, weil das gibt mir wieder Orientierung und dann kann ich denen wieder Orientierung geben und so fängt es an, sich echt zu bewegen. Wenn wir über die Zukunft reden, reden alle im Moment immer über künstliche Intelligenz, generative AI. Wie bewegt es euch? Und zwar nicht nur in dem, welche Tools nutzt man. Das ist ja ganz häufig so, welche Tools, aber das ist, finde ich, nicht so spannend, sondern wie verändert sich dann aus deiner Sicht das Arbeitsumfeld oder wie unterstützt ihr das? Oder vielleicht gibt es noch Fragen, die ich gar nicht gestellt habe, die total spannend in dem Kontext sind und hätte stellen sollen.
Andreas Reuter:
Also das Thema, klar, AI ist ein Thema für uns, für alle.
Und jeder, der E-Commerce macht oder der irgendwie zukunftsgerichtet sein Geschäft aufstellt, wird sich mit dem Thema auseinandersetzen müssen und auch dürfen. Wir sehen das Ganze nicht primär als Bedrohung – ich komme gleich noch mal dazu, um dazu auch was zu sagen –, sondern wir sehen es auch hier als riesen Chance und das ist eine Chance. Wenn ich mir überlege, wie viel effizienter wir werden können. Wir haben vor Jahren mal, seit 1995, hatte ich, glaube ich, letztes Mal auch gesagt, zeichnen wir alle Kundenbewegungs-und Verhaltensdaten auf und arbeiten mit neuronalen Netzen, die uns Nächstkaufverhalten anzeigen, die uns eben ansagen, welcher Kunde kann sich wie gut noch entwickeln und so weiter und so fort. Das heißt, wir nutzen so erste Themen schon seit Jahrzehnten, muss man sagen. Jetzt kriegt das Ganze aber eine ganz andere Geschwindigkeit. Und auf einmal stellen wir fest, okay, wenn wir über Produktvideos nachdenken, die brauchst du im Zweifel irgendwann nicht mehr zu filmen, sondern die kannst in der künstlichen Intelligenz entwickeln lassen. Produkt Content haben wir auch, machen wir mittlerweile auch vieles klar mit ChatGPT, lassen noch nacharbeiten und so weiter, aber wir machen das heute schon, dass wir viel mehr eben Content entwickeln über künstliche Intelligenz. Themen wie Chat und so weiter sind fast No-brainer, muss man sagen. Wer sich heute nicht damit auseinandersetzt, sollte sich zumindest mal Gedanken darum machen. Das ist so die eine Seite und das ist so die positive Seite. Auf der anderen Seite kommen natürlich auch Dinge, die echt zu Bedrohungen werden können. Denn jeder, der uns folgt, weiß, das ist jetzt anderthalb Jahre her, dass wir Opfer einer Cyberattacke geworden sind. Und das war damals, muss man sagen, anderthalb Jahre, war das noch ein relativ einfaches Verfahren. Heute kannst du ganz andere Dinge machen. Du siehst ja hier diese Deep-Fake-Deep-Face-Geschichten und so weiter. Da musst du dich echt gut aufstellen. Und für uns war auf der einen Seite Geschäftsmodellentwicklung und auf der anderen Seite haben wir aber gesagt, wir brauchen quasi eine Governance und Regeln für den Umgang mit künstlicher Intelligenz. Wir wollen, dass die Leute sich damit auseinandersetzen. Jeder hier, jeder soll das machen Aber wir sagen auch, es braucht Regeln, damit wir hier nicht Tür und Tor für jeden aufmachen, der vielleicht nicht nur Gutes im Sinn hat.
Joubin Rahimi:
Ich glaube, für uns als IT-Service, Digitalagentur, verändert sich das auch noch mal ganz stark. Du hast es gerade gesagt, wir haben eine UX-Grafik-Abteilung. Content wird dann selber erstellt. Du musst dann gar nicht mehr viel extern weitergeben. Das ist okay, verändert sich. Da kannst du als Gefahr sehen, aber ich glaube, das verändert sich jetzt. Bei der Softwareentwicklung sehe ich das auch. Eigentlich ist Softwareentwicklung ja total was Klares, weil es ja alles digital ist, bis auf die Eingabe und Parameter, die Parameter, was möchte man haben. Aber wenn ich dann was entwickle, komme ich da immer schneller hin und ich glaube, das wird auch in den nächsten ein, zwei Jahren so sein, wo ein richtig guter Entwickler, der hier oben ist und ein Mittelguter, der ist ja teilweise zwei, drei, vier, fünf mal langsamer. Es gibt auch Da gibt es auch Studien dazu. Da haben wir gesagt: Was? So viel? Aber es ist teilweise horrend viel langsamer und im Team gleicht sich das aus. Aber wenn jetzt KI kommt, dann pusht das den sehr guten ein bisschen nach oben und den so mittelguten in die Richtung. Was macht es mit den Gehältern? Was macht es mit den Preisen? Ich glaube, wir haben bei uns in der Firma sehr gute Softwareentwickler. Da sehen wir, dass diese Softwareentwickler hin und wieder auch sehr begehrt bei Kunden sind oder Analytics und so weiter. Und das ist okay, aber wenn das dann mehr gleich ist, was ist dann der Mehrwert als IT-Serviceunternehmen? Und da komme ich auf Deep Fake noch mal zurück. Deepfake, man erstellt ja einen Text und dann wird das gemacht, aber es wird ja alles schneller. Das bedeutet, irgendwann hast du eine Live-Transkription und Live-Video und dann könnte ich jetzt kein Deutsch, sondern nur Farsi, also Persisch, können wir es live, das Gespräch führen und das System wird es übersetzen in meiner Sprache mit der Modulation, also krank. Aber was bedeutet das dann halt für Remote-Arbeit oder für Offshoring-Arbeit? Und ich glaube das wird unsere TI-Branche total verändern, mega verändern. Und auch die Arbeitsweisen, das finde ich mega spannend. Und wie arbeiten wir dann, New Work, und reconnect together? Ist es dann AR?
Andreas Reuter:
Weißt du? Nein, das ist krass, was du beschreibst. Wir haben ja eingangs darüber gesprochen, so: Wie kriege ich die Leute back to the office? Jetzt hast du aber, so wie du es eben beschrieben hast, da hast du jemanden, der spricht im Zweifel kein Deutsch und man versteht sich, weil man eben irgendwelche Übersetzer, die tatsächlich Synchronübersetzen, nebenher laufen hat. Jetzt kommst du im Büro zusammen und stellst fest: Hey, im ersten Moment kann man mal nicht mehr miteinander reden. Wie löst du so was? Das ist schon eine coole Frage, ehrlich gesagt.
Joubin Rahimi:
Das ist quasi die Welle nach der Welle.
Andreas Reuter:
Ja, und die wird hoch.
Joubin Rahimi:
Das wird auf jeden Fall das, was für ein Handel passiert ist mit dem Internet und Bestellung über E-Comm. Das hat ja die IT gar nicht so richtig betroffen. Das wird jetzt auch die IT-Branche treffen. Jede Branche ist immer irgendwann mal daran, habe ich das Gefühl.
Andreas Reuter:
Das ist so, aber weißt du, was ich mich da frage? Ich meine, du hast recht. Ich weiß, dass ChatGPT zum Beispiel einfache Java-Codes schon schreiben kann. Dann geht es aber zum einen darum, wie kriege ich die dann in mein System eingebettet? Das ist sicherlich noch ein Thema, das zu lösen ist. Die nächste Frage ist aber auch, was wird sich verändern? Ich glaube einfach, du brauchst mehr Leute, die dann in der Lage sind, Prompts zu schreiben oder Prompts zu programmieren. Das heißt, die ITler wird es wahrscheinlich erst mal geben müssen. Aber das sind halt die Aufgaben, die Inhalte verändern sich einfach und damit auch die Mehrwerte, die die Leute bringen können.
Joubin Rahimi:
Ich glaube, die größte Kunst wird es dann sein, die Kundenanforderungen in die Prompts oder in dieses Umfeld zu übersetzen. Das ist das eine und das mit Spaß. Also mit wem arbeitet man lieber zusammen? Es wird noch viel mehr serviceorientiert da sein, während immer ITler schrullig sein konnten ganz, ganz lange, weil einfach wenige da sind, wird sich das einfach verändern. Und dann will jeder Kunde von uns mit Menschen zu tun haben, wo sie sagen: Das ist mega. Wir sind dann die Handwerker der IT. So ist es. Es ist keine populäre Meinung bei uns. Aber so ist es. Die Handwerker der IT.
Andreas Reuter:
Weißt du was ich glaube, das ist sowieso ein Thema, mit dem wir uns auseinandersetzen müssen, denn wir Menschen sind ja nachweislich soziale Wesen. Also dieses soziale Miteinander, soziale Kontakte und so weiter aus meiner Sicht, und ich hoffe, das bleibt auch so, spielen immer noch eine echt große Rolle. Also wenn wir sehen das als Eingangs. Wenn wir Leute zurück ins Büro holen und die als Team zusammensitzen, dann entstehen manchmal Dinge, die würden nie entstehen in einer Teamssitzung. Und ich glaube, dass das so Stärken sind, auf die wir uns besinnen müssen. Ich glaube nicht, dass künstliche Intelligenz … Es heißt ja immer, Menschen sind empathisch, künstliche Intelligenz nicht. Ich glaube, das ist Bullshit. Also erst mal ist die Entschuldigung, wenn ich das so sage. Erst mal glaube ich, dass nicht jeder Mensch empathisch ist. Und zum anderen glaube ich, dass eine künstliche Intelligenz in der Lage ist, genau zu lernen, was ist eigentlich Empathie und wie spiele ich sie aus? Und trotzdem ist es ja schön, heute mit Menschen zusammenzusitzen und sich auszutauschen und immer wieder auch in Interaktion, persönlich in Interaktion zu sein und so weiter. Das halte ich für nach wie vor total wichtig.
Joubin Rahimi:
Da glauben wir auch ganz fest dran. Deswegen haben wir auch das Behind-Close-Door-Dinner, dass da so behind ist, dass wir noch nicht mal auf LinkedIn das bewerben. Aber ich glaube, im Herzen dran, durch all das Digitale, will ich ja Vertrauen aufbauen zu Menschen. Und das kann ich, glaube ich, je digitaler wir werden, nur noch physikalisch. So witzig wie das klingt, aber zu unterscheiden, ob jetzt ein Deep Fake von dir jetzt mit mir spricht, um irgendwas rauszulocken oder der wirkliche Andreas Reuter. Es ist doch total wichtig, dass man einfach Vertrauen kennt und die Eigenheiten dann eines Gesprächs mitbekommt und das, was man typischerweise nicht so sieht.
Andreas Reuter:
Ich glaube, das auch. Ich hatte ja das große Glück, eingeladen zu sein, auch zu der letzten Behind-Close-Door-Veranstaltung in Köln. Und da waren, ich glaube, 40 Leute. Ich hatte es ja danach im Nachgang geschrieben. Das war so ein schöner Abend, der Austausch, mit den Leuten zusammenzustehen, neue Menschen kennenzulernen. Ich glaube, dass das echt was ausmacht. Das hat mir eine Menge ausgemacht.
Joubin Rahimi:
Das ist super. Das freut uns, das jedes Mal zu lesen, weil es einfach bestätigt, was wir da machen. Das ist ja auch mittelfristig. Das zahlt ja auf die ganz weiten Ziele ein, die wir haben. Wir wollen ja, dass wir in Deutschland und Europa einfach besser werden. Und ich glaube, das können wir nur, wenn wir uns austauschen. Und das ist dann keine Vertriebsveranstaltung, wie es so häufig dann, wie viel Leads, Turnaround, Abfang.
Andreas Reuter:
Das ist es ja gar nicht. Ich meine, du triffst so Leute, die du aus der Vergangenheit kennst. Du lernst neue Leute kennen. Auf einmal bist du in so einer Gruppe mitten in einer Diskussion. Auch war superspannend, haben wir eine Wertediskussion geführt, die ja auch eine Rolle spielt. Also für mich gesetzt.
Joubin Rahimi:
Oder auch Verständnisse. Er hatte ja noch einen Group-Kollegen, den Hermann Ballé, ja dabei und er hatte ja mit dir, aber noch mit anderen auch gesprochen und meinte: Ach mir war einfach total dann erst klar, warum die ganzen Händler Anfang der 90er-Jahre die die ganzen ERP-Systeme umgestellt haben. Ja, weil es da super gut lief. Und dann hast du diese großen Dinger gemacht und die sind ganz häufig 30 Jahre alt. Dann gibt es noch die ganzen vielen Altssysteme. Wir haben eine Marke, die sich damit auch beschäftigt, aber das ist so die Grundlage davon. Das bekommst du nicht gezielt einfach von ChatGPT raus. Oder die Frage stellst du vielleicht auch erst mal gar nicht in dem ersten Moment.
Andreas Reuter:
Ich meine, bei ChatGPT muss man ja sowieso sagen oder bei jeder künstlichen Intelligenz, das ist ... Ich will nicht sagen, Shit in, Shit out, aber wenn irgendwann nur die künstliche Intelligenz befeuert wird, das was wir sehen, immer kleiner und immer kleiner. Deswegen, glaube ich, braucht es uns als Menschen einfach auch noch. Ich bin da wahrscheinlich entweder naiv genug, das zu glauben oder vielleicht auch weise genug zu wissen, dass es Menschen immer irgendwie brauchen wird, hoffe ich.
Joubin Rahimi:
Ich glaube, wir machen es ja für uns und nicht für die Systeme. Ich glaube, das ist ein ganz großer Unterschied.
Andreas Reuter:
2018 war ich mal von Google eingeladen in Silicon Valley und da habe ich einen Vortrag gehört. Und zwar ging es da auch künstliche Intelligenz, also wirkliche Intelligenz der Computer, Singularität und so weiter. Und ich hatte damals das Gefühl, dass das total erstrebenswert ist, dass wir die technologische Singularität, also dass die die Computer im Grunde genommen schlauer sind als wir Menschen und auch so. Ich finde das überhaupt nicht erstrebenswert. Nein. Ich meine, dann machen wir es doch nicht mehr für uns. Da machen wir es doch nur noch dafür, uns überflüssig zu machen. Und das war Ray Kurzweil, der darüber berichtet hat. Das war so der Forscher schlechthin in dem Umfeld. Also ich finde, so wie es jetzt läuft, ist es okay und das wird sich auch weiterentwickeln, aber es ist schon wichtig, dass wir Menschen unsere Rolle in diesem Spiel auch finden.
Joubin Rahimi:
Und was glaubst du, wird sich nicht verändern? Also ist es genau der Punkt, dass wir Menschen, als soziales Wesen diese Interaktion benötigen? Oder gibt es da noch etwas, wo andere Unternehmenslenker auch drauf gucken können? Also nicht nur, was sich verändert, sondern worauf soll man auch einfach setzen? Das ist ja auch eine spannende Frage.
Andreas Reuter:
Ich hatte ja eben gesagt, bei dem letzten In einem Behind-Close-Doors-Event habe ich mit jemandem gesprochen, mit dem ihr auch zusammenarbeitet, zum Thema Werte. Und Werte treiben ja auch eine Unternehmenskultur. Und eine Unternehmenskultur am Ende des Tages sorgt ja auch dafür, ob Menschen kommen und für das Unternehmen arbeiten wollen oder nicht? Und ich glaube, dass es uns Menschen genau für so was braucht. Weil ich meine, wofür gibt es künstliche Intelligenz und was macht künstliche Intelligenz? Die soll uns das Leben leichter machen. Die soll uns helfen, Entscheidungen zu treffen und so weiter. Aber um Menschen zu helfen, brauche ich ja erst mal Menschen in der Hülle, die eine Firma nun mal bietet. Und ich glaube, da ist Kultur, Miteinander, menschliches Miteinander, soziale Vernetzung und so weiter, spielt nach wie vor eine große Rolle. Und ich glaube, da wird unsere Rolle als Unternehmen noch klarer sich darauf fokussieren müssen. Ich meine, wir haben ja über das Thema hinaus, dass wir wachsen wollen, ja immer auch das Thema, dass es immer weniger Menschen gibt, mit denen wir zusammenarbeiten, also einfach weniger Arbeitnehmende. Und auch da geht es dann darum: Wie kann ich mich eigentlich differenzieren? Wie schaffe ich es, die Menschen zu uns zu holen und nicht zu unserem Wettbewerb? Und so weiter. Ich glaube, das wird es immer brauchen. Also ich hoffe, es wird es immer brauchen.
Joubin Rahimi:
Und glaubst du, der Wettbewerb ist vor allem lokal? Also ist euer Wettbewerb in Europa oder ist der Wettbewerb außerhalb Europas? Wo ist die wirkliche ...
Andreas Reuter:
Ganz eindeutig der Wettbewerb der Zukunft. Heute sind wir sehr lokal. Klar ist Amazon lokal, Amazon ist nicht lokal und ist trotzdem Wettbewerber von uns. Aber wenn wir uns mal anschauen, was gerade passiert mit Alibaba und so weiter und durch die Verkürzung der Lieferketten, durch Liefergeschwindigkeiten und so weiter, haben wir definitiv einen globalen Wettbewerb. Definitiv. Und Alibaba ist nur ein Beispiel. Wir sehen das ja, was gerade alles passiert am Markt. Früher hast du gesagt, du hast bei, was weiß ich, wen bestellt? Alibaba. Ich bleibe mal, weil das jetzt so einer ist, die haben bei Alibaba bestellt und dann hat es drei Wochen gedauert, bis die Ware da war. Heute dauert es im Zweifel nicht mal eine Woche und du hast die Ware da. Also wo ist der Vorteil des lokalen Handels?
Joubin Rahimi:
Ja.
Andreas Reuter:
Das sind schon Dinge, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen.
Joubin Rahimi:
Und die haben viel mehr Möglichkeiten. Das finde ich auch spannend, rechtlich gesehen. Ich finde gut, dass man sich Gedanken macht, wie kannst du AI auch sicher einsetzen. Aber das auch Bezeichnen vor Europa, dass wir erst mal das Ganze regeln, ohne zu wissen, was wir regeln. Ich war gerade in Asien und ich sage: Wir finden das ja ganz toll, dass ihr euch da einfach selber Handschellen anlegt.
Andreas Reuter:
Ich meine, da habe ich mich mal echt in die Nesseln gesetzt. Ich habe nämlich genau das auch gesagt. Habe gesagt: Super, dass wir wieder alles … Dass damals war es noch DSGVO. Ist ja auch so ein Ding, was uns erst mal … Es ist wichtig. Also ich glaube, Daten zu schützen, nicht falsch verstehen, ist total wichtig. Und KI, sich da ein Stück weit auch Regeln aufzuerlegen, total wichtig. Nur, wenn wir uns das für Europa auferlegen, wir haben aber globale Märkte, dann begeben wir … Auf Dauer musst du auch so was global denken. Du kannst nicht sagen: Okay, wir haben jetzt ein AI Act in Europa. Pfeift drauf, was in Amerika passiert oder was in China passiert. Das funktioniert eben einfach nicht mehr.
Joubin Rahimi:
Und der ist ja auch so umfassen, dass alle europäischen Unternehmen de facto nichts tun können.
Andreas Reuter:
Nein.
Joubin Rahimi:
Und das ist dann so ein bisschen wie auch mit der DSGVO und GDPR.
Andreas Reuter:
Ja.
Joubin Rahimi:
An sich durften wir alle gar nicht Microsoft nutzen.
Andreas Reuter:
Nein.
Joubin Rahimi:
Aber das ist … EuGH hat ja sogar gesagt: Ja, geht nicht, aber wir machen mal keine Konsequenz, weil dann hättet ihr nichts, dann wärt ihr in der Steinzeit. Da sagt er: Ja, hast du ei Gesetz, aber bringt dann nichts.
Andreas Reuter:
Das ist so krass. Es ist so krass und da musst du erst mal umgehen und alles ist irgendwie strafbewehrt. Als Geschäftsführer hast du immer irgendwo: Damit hast du zu rechnen, damit hast du zu rechnen. Also im Grunde genommen hast du mit allem immer zu rechnen. Nur wenn du es nicht machst, dann hast du mit was anderem zu rechnen, was auch irgendwie wieder strafbewehrt ist. Also das ist irgendwie nicht komplett zu Ende gedacht.
Joubin Rahimi:
Das stimmt. Um den drei noch mal vielleicht zu zwei, drei Take-Aways mitzunehmen. Wir haben jetzt über KI und das Entrepreneurship, würde ich es mal nennen, oder eure strategische Entwicklung im Team gesprochen. Was sind so die Sachen, die so in den letzten drei bis sechs Monaten echte Key-Take-Aways für dich waren, wo du sagst, das war super, dass ich das erleben durfte, die du gerne teilen möchtest?
Andreas Reuter:
Also mein mega Key Takeaway ist gerade dieses Thema Strategy Lab und das, was ich gerade für mich lerne, wie meine Führung sich verändern muss. Also wofür braucht es mich in Zukunft? Was ist meine Rolle in Zukunft? Wie möchte ich führen? Wie möchte ich, dass das Unternehmen wahrgenommen wird? Und so weiter. Das ist so ein Key Take away und da bin ich noch lange nicht am Ende. Ich glaube, wir sind schon, was Führung anbetrifft, sehr fortschrittlich und wir sind dreimal in Folge most wanted employer durch Kunnu und Zeit. Das sind so Dinge, daran erkennst du schon, wir tun eine Menge. Aber die Menge, die wir heute tun gegenüber dem, was in Zukunft vor uns liegt, das liegt alles so weit auseinander. Ich glaube, das ist so ein Ding, offen zu bleiben, sich wirklich auch für die Menschen zu interessieren, sich dafür zu interessieren, was passiert überhaupt, wenn ich Verantwortung übergebe, was funktioniert mit den Menschen, wo brauchen die Menschen vielleicht Guidance, wo brauchen sie sie nicht und so weiter. Also Führung, ich glaube, das ist so, das ist das erste Ding. Führung ist etwas komplett Individuelles. Es gibt nicht den Einführungsstil, der für alle funktioniert, sondern du musst dich individuell auf jeden Einzelnen einlassen. Und das Spannende ist ja, du redest ganz viel über Führung und eine Organisationsstruktur und die Grundlage ist eigentlich die Veränderung der Menschen durch die Digitalisierung. Das finde ich, ist das Spannende, dass die Antwort darauf nicht ist: Ich mache mehr Technik, sondern ich führe anders. Ja, weil Digitalisierung haben wir auch damals gehabt. Das war die Jahresauftragsveranstaltung 2023. Da haben wir das erste Mal so einen Bot gezeigt, haben den virtuellen Call-Center-Agent genannt, haben ein Video gezeigt von einer jungen Dame, die war noch – es ging so, aber das hat sich ja auch weiterentwickelt. Haben das den Leuten gezeigt und haben hier extrem viele Ängste geschürt. Die haben nämlich dann gesagt: Hey, aber wenn das irgendwann so gut ist, dass man gar nicht mehr erkennt, dass ich das nicht bin, wofür braucht es mich denn noch? Ich glaube, damit gilt es echt, umzugehen. Da ist die Digitalisierung als coole Lösung, aber da gibt es immer noch Menschen dahinter, die Angst haben.
Joubin Rahimi:
Total.
Andreas Reuter:
Das gilt es, zu managen und den Leuten wirklich auch Perspektiven aufzuzeigen.
Joubin Rahimi:
Wie du es auch eingangs gesagt hast. Unser Job ist es, auf diese Reise, wo wir noch nicht genau wissen, wohin, alle mitzunehmen, die auf dieser Reise füreinander mit arbeiten können.
Andreas Reuter:
Ja. Und zweites Thema, zweites Key Takeway, und dann bin ich auch durch, ist tatsächlich, sei KI-gegenüber echt offen, nimm es mit, aber schütze dich auch, weil KI kannst du eben nicht nur für gute Dinge nutzen, die kannst du auch für durchaus schlechte Dinge nutzen. Und bevor man große Reisen beginnt, sollte man sich zumindest mal über so ein paar Regeln im Klaren sein, die man den Leuten eben auch mit auf den Weg gibt, weil sonst hast du auch da die Angst der Menschen: Ich nutze etwas und ich weiß gar nicht, was daraus entsteht. Wenn ich aber sage: Okay, das ist der Rahmen, in dem wir uns befinden, kannst du auch was mit anfangen. Also sollte man sollte man auch machen. Das ist so das, zumindest zu den Themen, über die wir gerade gesprochen haben.
Joubin Rahimi:
Super. Herzlichen Dank. Wir haben es nicht abgesprochen, aber wie ich es einschätze, bei Fragen gerne Andreas direkt fragen. Wir freuen uns immer über Kommentare und Interaktion, weil das macht den Podcast und die LinkedIn-Newsletter und so weiter reicher. Deswegen gerne Fragen auch dazu und da rein. Und danke dir, lieber Andreas, für all die Insight. Das war einfach super.
Andreas Reuter:
Geht mir ebenso. Vielen Dank, Joubin. Hat wieder Spaß gemacht.
Joubin Rahimi:
Danke. Bis dann.
Andreas Reuter:
Tschüss.