Transkription der Folge:
Joubin Rahimi
Wie ich es euch versprochen habe, wenn man mir das Mikrofon gibt, gebe ich es gar nicht mehr ab. Aber auch heute bin ich gar nicht die Hauptperson, sondern der Hans ist die Hauptperson. Das war grandios, dass Sie hier des Hans waren. Hallo und herzlich willkommen bei uns.
Hans Sarpei
Ja, danke. Danke erst mal. Danke für die Einladung und ich freue mich, hier sein zu dürfen.
Joubin Rahimi
Also ich bin persönlich mega, mega Fan von dir, und zwar nicht zur Fußballerzeit, sondern zu der Zeit danach. Und ich weiß aus dem Vorgespräch: Nicht jeder von euch ist Fußballbegeistert oder kommt aus dem Pott und kennt den Hans. Vielleicht magst du zwei, drei Sätze zu dir sagen, dass jeder das erst mal einordnen kann, weil wir darauf ja noch referenzieren.
Hans Sarpei
Ja, ich bin Hans Saprei, komme aus Ghana, mit drei Jahren nach Deutschland gekommen. Die wichtigste Frage ist immer: „Wieso heißt du Hans? Das ist immer die allerwichtigste Frage. Und warum heiße ich Hans? Meine Eltern sind damals, bevor ich zur Welt gekommen bin, waren sie in Hamburg, haben im Bereich Import-export gearbeitet, sind von Ghana immer nach Hamburg mit dem Schiff gefahren, haben paar Sachen aus Ghana mitgebracht, in Deutschland verkauft und haben damals bei einem älteren Herrn gelebt, der ihnen die deutsche Kultur beigebracht hat, das deutsche Leben und der hieß Hans. Und kurz vor meiner Geburt ist dieser Mann leider gestorben und als Dankeschön für die Familie und so habe ich den Namen Hans bekommen. Und so macht das alles wieder rund. Und dann bin ich hier in Köln, Kohrweiler groß geworden, habe das Glück gehabt, Bundesligaprofi zu werden bei Fortuna Köln, MSV Duisburg, VfL Wolfsburg, Bayer Leverkusen, Schalke. Habe dann mich entschieden, für Ghana zu spielen, habe 2006 für Ghana bei der WM gespielt, 2010 für Ghana bei der WM und habe ungefähr 200 Bundesligerspiele gemacht. Nach meiner Fußballerkarriere bin ich damals in Social Media reingerutscht. Was heißt reingerutscht? Damals gab es Facebook und Twitter, Instagram und den ganzen Blödsinn, der jetzt da ist, den gab es dann noch nicht.
Hans Sarpei
Und es gab so einen Hype über mich, so wie Chuck Norris damals: „Hans kann alles. Hans kann alle Liegestütze und so weiter. Und den Hype habe ich dann auch mitgenommen und habe da viel in dem Bereich Social Media gemacht, habe dann auch im Fernsehen einiges gemacht. Der ein oder andere hat mich wahrscheinlich bei Let's Dance gesehen, habe Let's Dance auch getanzt, habe auch gewonnen. Sonst hätte ich nicht mitgemacht. Ja, und jetzt bin ich hier. Wir sitzen hier und wir quatschen über viele andere wichtige Themen, die noch kommen werden.
Joubin Rahimi
Was mich an Hans … Also mega imponiert hat, ist als Sportler hast du ein durchgetaktetes Leben, hast du mir erzählt. Vielleicht kannst du das noch mal wiederholen, wie durchgetaktet das eigentlich für so junge Menschen ist und was das eigentlich bedeutet.
Hans Sarpei
Ja, ich weiß gar nicht, ob dich das alle vorstellen wollen. Ich bin relativ spät Profi geworden und irgendwann, als ich Profi geworden bin, dann ist es so, dass der Trainer eigentlich dein Leben so bestimmt. Der sagt, wann Training ist, wann du in Urlaub fahren kannst, wann und was du isst und alles. Und dann irgendwann, so eine Woche ist immer so vorgezeichnet, wo man sagt, Montag hast du frei, Dienstag ist Training, Training ist um 10 Uhr, du musst so eine Stunde vorher da sein, also 9 Uhr. 9 Uhr da sein, bereitst du dich schon vor auf das Training, einige müssen zum Physiotherapeuten ein bisschen durchkneten. 10 Uhr hast du Training, trainierst so bis 12 Uhr und dann entscheidet der Trainer dann aber auch, ob es gemeinsames Mittagessen gibt, wo alle dann zusammen essen, wo gekocht wird. Und dann esst ihr gemeinsam, ruht euch ein bisschen aus. Der ein oder andere geht, legt sich hin, schläft für eine Stunde oder eineinhalb Stunden, dann bereitest du dich schon wieder vor auf das Training, gehst ins Gym, machst ein paar Übungen, dann ist 15 Uhr noch mal Training bis 18 Uhr und dann geht der eine oder andere in den Whirlpool, Sauna, Kältebecken und dann bist du so 19 Uhr zu Hause.
Hans Sarpei
Wenn du noch kannst, dann kriegst du ein paar Freunde, chillst mir denen oder zockst zu Hause auf deiner PlayStation. Und so geht es eigentlich jeder Tag. Jeder Tag ist nicht zweimal Training. Manchmal ist es auch nur der Vormittag oder der Nachmittag. Dann hast du ein bisschen mehr Zeit. Aber grundsätzlich ist es so, dass du dein Leben nicht bestimmst. Der Trainer bestimmt so, wie was passiert, wie alles funktioniert. Und du bist eigentlich entspannt einfach und sagst: „Okay, der Trainer sagt, wann ich da sein muss, dann mache ich das und fertig". Und das ist dann auch das Schwierige von allen Profis, dieser Switch von „Ich war Profi und jetzt höre ich auf und jetzt muss ich mein Leben selber bestimmen". Das ist das Schwierige.
Joubin Rahimi
Und ich glaube, das ist etwas, was mich auf jeden Fall richtig angefixt hat, weil die Brücke dazu ist, mit KI wird sich ganz, ganz viel ändern. Also für uns in der digitalen Tech-Welt wird sich einiges verändern, für die Programmierer wird sich alles ändern. Auch in der Geschäftsführung, die Märkte verändern sich drastisch, sind mega volatil. Und wir über diejenigen, die wir Geschäfte führen, die sind halt zwar … Da sagt nicht jemand, wie du essen musst oder was du essen kannst, aber man ist in so einem gewissen Rhythmus und den müssen wir ja durchbrechen. Der wird ja von heute auf morgen wird der anders sein. Und da ist meine Brücke auch und das, was ich euch mitgeben möchte, das, was Hans erlebt hat. Weil, wie hast du es geschafft, zu sagen, jetzt von dem täglichen betreuten Leben, nenne ich es mal, total selbstständig sein? Du hättest ja alles machen können. Da hättest du auch sagen können, ich werde Mercedesverkäufer oder Boris Becker hat da auch ihr Mercedes-Vierer eingekauft. Die Welt steht einem ja offen: Was macht man dann? Und wie verliert man sich nicht selber? Das ist ja auch eine ganz wichtige Frage.
Hans Sarpei
Ja, das ist ganz schwierig, weil ich habe dann 15 Jahre Profifußball gespielt und dann bist du ja in so einer Bubble. Ich nenne das Fußballspielen ist eine andere Welt, weil du dort alles gestellt bekommst. Und jetzt, wenn du dann aufhörst, musst du dich selber organisieren. Natürlich kannst du auch in dieser Bubble bleiben, indem du Trainer wirst, Sportdirektor oder irgendwas, dann bleibst du da drinnen. Aber wenn du was anderes machen willst, dann egal was, selbstständig, ob du, keine Ahnung, Mercedeshäuser aufkauft oder so, dann musst du das selber machen. Oder du hast bestimmte Leute, die bei dir sind und die dich da unterstützen. Und ich glaube, was ganz wichtig ist, bei mir war es auf jeden Fall so, dass man, wie aber auch früher auf dem Platz, hungrig ist oder immer schauen möchte, immer das nächste weiter lernen muss, dass man immer versuchen möchte, was Neues zu lernen, immer gierig bleibt. Und bei mir war es einfach so, dass ich dann in diesem Bereich Social Media reingerutscht bin und da das sehr für mich spannend fand und ich einen Freund hatte, der bei Jungfermats Sports Geschäftsführer war in Hamburg und ich jeden mittwochs morgens früh hingeflogen bin, dort mitgearbeitet habe, den Donnerstag auch noch mit und Donnerstagabend wieder zurück nach Köln geflogen bin.
Hans Sarpei
Das habe ich so zwei Jahre gemacht, einfach um zu lernen. Viele haben mich immer gefragt: „Warum hast du das gemacht?" Ich habe 15 Jahre komplett was anderes gemacht. Jetzt habe ich viel in Social Media gemacht, aber ich musste das ja trotzdem lernen. Ich musste das erlernen, wie funktioniert das, wie funktioniert das mit der Werbung. Und das habe ich zwei Jahre gemacht, sehr intensiv die zwei Tage, die ich immer da war, drüber reingeschaut, weil die haben mit dem DFB gearbeitet, mit Karstadt gearbeitet, alle Sportbranchen und da habe ich viel mitgenommen, viel gelernt von mich. Aber man muss strukturiert sein. Man muss selber wollen. Man muss ehrgeizig sein und auch sagen: „Okay, ich bin vielleicht dann auch nicht mehr so auf der Bühne, wie es vorher war und ich bin auf einen neuen Weg und versuche, mich da zu präsentieren." Und das war so mein Weg. Ich war sehr, sehr Ich erzähle das auch mal so: Ich habe ja vorher auch nichts mit dem Computer zu tun gehabt. Und dann habe ich irgendwo, war ich zu Hause und habe gesagt: „Wie funktioniert denn Excel? Wie funktioniert Word? Wie funktioniert das?" Und dann habe Ich habe mich einfach auf Google geguckt und habe geschaut: „Wo kann ich mich anmelden?"
Hans Sarpei
Wie kann ich das lernen? Und dann gab es irgendwo ein Programm in meiner Nähe und dann bin ich da hingegangen vorher – ich weiß nicht, ich ging zwei Wochen oder so – und habe die Grundkurse da mitgemacht und habe das für mich erlernt, um einfach weiterzukommen. Und ich glaube, das ist ganz wichtig, dass man trotzdem, dass man einiges geldmäßig auch verdient hat, dass man neue Sachen lernt, um weiterzukommen, weil ich dann auch selbstständig war, bin auch noch, da zu sagen: „Ich kann das? Wie funktioniert das? Wie schreibe ich eine Rechnung? Wie mache ich das?" Und das musste ich natürlich alles erlernen und nicht irgendjemanden anstellen und dann sagen der macht das schon.
Joubin Rahimi
Das finde ich mega spannend. Ich nehme zwei Sachen mit und eine Frage: Das eine: Du lernst von dem Besten, der Sportdirektor von Jungfamad, dass du dann direkt mit hingehst und lernst. Ich glaube, das ist das, was ich persönlich auch mitgenommen habe, wirklich von den Besten zu lernen und zu gucken, wer ist da. Hier sind ganz viele Beste da. Ich sage jetzt so, wer jeder wo? Das könnt ihr alle selber rausfinden, aber hier sind einfach Beste da und das ist schon mal mega, von dem Besten zu lernen, das zweite auch selber wieder zu lernen. Also das zu machen, in Google zu fragen oder ChatGPT jetzt. Ich glaube, vor KI, das müssen wir alle lernen. Aber die Frage, die ich noch habe, ist: Wie bist du hungrig geblieben? Ist es eigentlich hier drin oder musstest du dich da aufraffen?
Hans Sarpei
Wie bin ich hungrig geblieben?
Joubin Rahimi
Oder manchmal ist man ja immer hungrig, dann ist es fein, oder?
Hans Sarpei
Ja, ich glaube, das hat aber was mit meinem Background zu tun, auch vom Sport, die 15 Jahre. Ich wollte schon immer gewinnen und dann bleibt man irgendwie hungrig, glaube ich, auch danach. Dann will man immer weiter, immer das nächste, weil das eine Kapitel war ja zu Ende und dann kommt das nächste Kapitel und dann wollte ich auch wieder gewinnen, da wollte ich auch weiterkommen. Und dieser Hunger auch, ich glaube, von meiner Kindheit, wo ich groß geworden bin, der ist immer noch in mir so ein bisschen, dass man geträumt hat, große Ziele hatte. Und diese Ziele sind nicht abgeklungen, weil ich dann mit Fußball aufgehört habe, sondern habe gedacht: Okay, da habe ich was Geiles für mich erreicht. Das hätte ich so nie gedacht. Und jetzt ist das nächste Ziel einfach, das Maximum da rauszuholen und diesen Hunger, glaube ich, den braucht irgendwie jeder, wenn man … Oder diese Träume auch, diese Träume, große Ziele zu haben und dann peu a peu, Schritt für Schritt, dahin zu kommen. Und wie du schon gesagt hast, von den Großen zu lernen, das ist immer wichtig. Aber das ist auch etwas, das habe ich auch in meiner Karriere mitgenommen.
Hans Sarpei
Ich habe immer große Trainer gehabt und von diesen großen Trainern auch gelernt und viel mitgenommen, nicht nur im Fußballer, sondern auch in dem, was ich jetzt gerade mache.
Joubin Rahimi
Ich habe immer hunger. Das verbindet uns übrigens. Wir sind mit drei Jahren aus dem Iran nach Deutschland gekommen und Anfang des Jahres und dann auch noch mal zu Ostern waren wir in Vietnam, Malaysia und in Thailand. Ich glaube, den Hunger, den haben wir sicherlich, weil wir so aufgewachsen sind, wie wir aufgewachsen sind. Das ist gut und für mich erst mal eine Herausforderung. Deswegen bin ich mega stolz auf die Marie, die da gerade eben gesprochen hat, weil im Kindergarten wollte sie nie auf die Bühne.
Hans Sarpei
Ich auch nicht.
Joubin Rahimi
Und irgendwann fing sie an mit: „Ich möchte gerne eine vier Tage Woche haben" und Griechenland macht jetzt eine Sechs-Tage-Woche, aber wo ist der Hunger? Uns geht es ja sehr, sehr gut hier. Jetzt geht es uns sehr gut. Wie können wir es den Kindern mitgeben? Und das ist noch mal die Brücke zur Hacker-School. Wir holen nachher so eine pinkfarbene Box. Das war übrigens unsere Hochzeitsbox von Mel und mir, die holen wir nach vorne an den Mikrofonpult. Die Hacker School unterstützt Schulen dabei, IT-Unterricht zu geben und KI-Unterricht und Robotik-Unterricht. Und alles, was ihr reinsteckt, verdoppeln wir, denn wir glauben, das ist einfach mega, mega, mega wichtig, dass unsere Kinder IT lernen und Technik lernen und digitaler Team lernen.
Hans Sarpei
Ich kann es auch noch lernen.
Joubin Rahimi
Ja?
Hans Sarpei
Also wir können auch zu mir nach Hause kommen, oder ich komme dahin.
Joubin Rahimi
Ja, auf jeden Fall bei Social Media kannst du uns allen was vormachen. Also da könnt ihr auch sicherlich den Hans gleich mal fragen, wie er was gemacht hat. Also eine Frage habe ich gleich noch dazu. Aber das finde ich, ist eine ganz wichtige Brücke, die wir haben. Wie bleibt man hungrig und wie können wir unseren Wohlstand, den wir haben, auch irgendwie halten, nicht indem wir ängstlich sind, sondern mutig in der heutigen Zeit. Bei Social Media hat man ja auch noch über das Thema gesprochen. Auch Rassismus war ein Punkt und du hast das ja auch adressiert und auf eine ganz besondere Art und Weise. Und zwar nicht mit dem Zeigefinger, sondern mit Humor. Und das ist ja jetzt auch gerade wieder noch mal ein Thema. Aber wie hast du das mit dem Humor hinbekommen? War es einfach oder war es schwierig? Wie sind die Gedanken dazu gewesen?
Hans Sarpei
Ja, das ist eine sehr schwierige Frage, weil, wie du schon sagst, der Rassismus, der begleitet mich da schon mein ganzes Leben. Und manchmal mehr, manchmal weniger. Es ist immer unterschiedlich. Und man muss immer wissen, jeder Mensch ist anders und jeder Mensch geht dann auch mit dem Rassismus anders um. Es gibt, weil wie du schon sagst, wie bei deiner Tochter, sie mag vielleicht nicht so gut reden oder der eine … Jeder kann ja was anders, besser. Und dann gibt es Leute, zum Beispiel bei meinem Bruder war es so, wenn einer ihn rassistisch angegriffen hat. Er hat damals gestottert und er hat sich gewehrt, indem er die geschlagen hat, weil er nicht anders konnte. Er konnte nicht reden. Und bei mir war es dann so, dass ich eher über diesen Humor gekommen bin. Und das hat damals angefangen. Damals, mein Bruder war auch Profi und war beim FC Köln, beim 1. Fc Köln Profi und damals war noch D-Markt-Zeit und wir sind irgendwo einkaufen gegangen. Ich war 15 und er so: „Ja, komm, ich kaufe dir was." Und wir sind einkaufen gegangen, haben Sachen geholt und dann waren wir an der Kasse und mein Bruder bezahlt irgendwie mit 100 D-Mark und die Verkäuferin hat sich den 100 D-Mark-Schein angeguckt, links, rechts, noch mal gewendet.
Hans Sarpei
Die konnte nicht glauben, dass mein Bruder als schwarzer 100 D-Mark hat, hat sich das angeguckt und mein Bruder war schon sauer und ich war so: „Ich habe ihm ins Ohr geflustert. „scheiße, hoffentlich merkt sie nicht, dass das gefälscht ist." Das war dann mein Humor und sie noch mal den angeguckt, gewendet, getan und hat aber nichts gefunden. Und dann mussten sie uns das Rückgeld geben und dann sind wir gegangen und habe ich gesagt: „Geil, die hat nicht herausgefunden, dass der gefälscht ist. Haben wir geil Geld gemacht und so." Das war einfach mein Humor, damit umzugehen und dann, damals gab es noch nicht Social Media und dann, während ich in den Bereich Social Media eingetaucht bin, habe ich viel erst mal mit Humor gearbeitet im Bereich Fußball, über Spiele, über Spieler und dann aber auch im Bereich Rassismus, weil wenn du das sehr trocken wiedergibst, dann liest das keiner. Keiner beachtet das und ich habe versucht, das mit dem Humor irgendwie so mit einzutauchen und dann nehmen die Leute das auf und dann versuchen die das. Dann redet ja auch jeder darüber und das war so meine Art, damit umzugehen und versucht, das auch so umzugehen und ich glaube, was ganz, ganz wichtig ist, dass, egal, dass wir verstehen, dass wir eine Einheit sein müssen, eine United zusammen, das irgendwie hinkriegen und nicht, egal wer, mit dem Zeigefinger und sagt: „Ey, die Gruppe macht so und so, die andere Gruppe macht so und so."
Hans Sarpei
Und das ist für mich sehr, sehr entscheidend, dass man gemeinschaftlich sich Gedanken macht und guckt, wie man das verändert, aber auch, dass wir … Es ist jetzt auch eine schwierige Zeit gerade, so dass wir versuchen, einfach den anderen auch zu verstehen und zu gucken: Was sind die Hintergründe? Was geschieht da gerade? Warum ist der sauer? Was ist da? Was macht denjenigen sauer? Wieso? Ich verstehe das nicht. Dann nachfragen vielleicht auch und nicht nur einfach irgendwie wertend und den anderen nicht verstehen.
Joubin Rahimi
Und das sind ja weise Worte, zu sagen: „Ich verstehe den anderen, hinter die Kulisse zu blicken." Das ist immer immer wichtig. Ich will einen Schwenk haben, aber von einem schweren Thema ist es immer schwierig. Ist aber auch trotzdem auch kein einfaches Thema. Ich bin noch mal zurück zum Fußball. Danke, Hans, noch dafür für die Einblicke. Ich glaube, das war für alle hier auch noch mal ganz spannend. Beim Fußball habt ihr ja ganz viel trainiert und hast ja gesagt, das wird alles vorgegeben und jetzt kommen die Daten so langsam rein.
Hans Sarpei
Ich weiß gar nicht genau. Wir haben nicht so viel trainiert. Das sieht immer nur so aus.
Joubin Rahimi
Shit. Aber jetzt trainiert ihr effizient, oder die Jugendlichen trainieren jetzt effizienter, mit Daten. Also früher war es so: „Dann rennt ihr noch mal in eine Runde, wenn ihr nicht schnell genug sprinten könnt. Aber jetzt macht ihr mehr Profifußball, oder?
Hans Sarpei
Absolut. Es hat sich alles verändert. Früher war es so: man hat ja einen Laktattest gemacht, man hat Blut aus den Ohren gezapft und ausgewertet, wie schnell sich bei jedem im Körper Laktat bildet. Um diesen Laktat zu verändern, damit derjenige eine bessere Ausdauer hat oder eine schnellere Regeneration, mussten dann die Spieler dann ein gewisses Tempo laufen, um besser zu werden. Und damals war es so: Wir haben einen Laktat-Test gemacht, wir sind über die Bahn gelaufen und nachher kamen die Auswertungen und dann hat der Trainer gesagt: „20 Spieler, alle gleiches Tempo, laufen rauf und wieder runter." Hat sich kein Mensch interessiert, war total uninteressant. Man musste es einfach nur machen. Man hat die Werte gehabt. Und jetzt hat es natürlich noch mal durch diese ganzen Daten, die man alle hat, hat es das total verändert. Jeder Einzelne im Training hat ja sein Chip hier hinten drinnen und dann wertet man aus, wie viel er im Training gelaufen ist, wie viel Sprints, wie viel Dauerläufe, wie viel ist er gegangen. Und daraufhin tut man noch mehr darauf achten: „Wie trainiere ich den Profi-Spieler, aber auch den Jugendspieler? Wie viel muss der laufen? Ist der zu wenig gelaufen?" Da sind ja so, so viele Daten.
Hans Sarpei
Ich glaube, so viele Daten brauchen die gar nicht oder nutzen sie momentan noch gar nicht, um alles wirklich auszuwerten. Weil ich glaube, da ist ein Analyst und dann hat der 26 Spieler und dann muss der so viele Daten auswerten. Das kann alles noch gar nicht ausgewertet werden, wirklich, um den Spieler noch mal besser zu machen. Und ich glaube, wie du schon sagst, künstliche Intelligenz, da wird auch noch mal im Fußball da einiges noch mal verändern und den Analysten auch noch mal weiterhelfen, um die Spieler noch mal besser zu machen. Aber man merkt einfach, wie die Zeit sich verändert hat für die Spieler. Die Spieler sind plötzlich wie Maschinen, Roboter, alles Mögliche wird …
Joubin Rahimi
Sie haben doch schon einen Chip drin, richtig unter der Haut, den Chip.
Hans Sarpei
Nein, nein, nein. Du kriegst immer so eine Weste an und dann kriegst du deinen Chip für jeden Spieler hier rein. Noch nicht operiert? Noch nicht operiert. Das kommt auch noch wahrscheinlich, damit sie das dann nicht mehr hier rein machen müssen. Aber so verändert sich gerade alles in dem Bereich. Aber ich hatte noch das Glück, dass das bei mir das auch nicht so war.
Joubin Rahimi
Mit den Daten, mit den Messen, bekommen wir ja überall mit. Ich glaube, wahrscheinlich bekommt ihr auch Trainingspläne irgendwann auf die Person zugeschnitten.
Hans Sarpei
Ja, eigentlich gibt es schon Trainingspläne für jeden Spieler, besonders wenn die Sommerpausen oder Winterpausen sind, wo derjenige dann seine Läufe machen muss oder seine Kraftübungen … Aber was die Künstliche Intelligenz noch nicht weiß, ist, dass die Spieler dann, wenn die in Brasilien sind oder in Afrika oder in Europa und ihre Läufe machen müssen, ihren Bruder laufen lassen oder irgendjemand anders laufen lassen. Deswegen ist es manchmal ganz schwierig. Das funktioniert dann auch nicht mit den Daten. Das war schon damals so und jetzt ist es sogar noch schlimmer, weil die Jungs natürlich so intelligent sind und diese Daten auch noch mal mit ihrem Handy verändern können und ihren Trainern die gefälschten Daten schicken können. Und deswegen ist es natürlich am Ende immer gut, Daten zu haben, aber am Ende musst du dann gucken auf dem Platz und was passiert dann wirklich.
Joubin Rahimi
Und wenn man jetzt... das ist witzig wenn der kleiner Bruder laufen muss. Wenn man jetzt immer schön trainiert nach diesen Daten, dann hast du mir mitgegeben, eins trainierst du dann nicht, weil man immer optimal versucht zu trainieren, und zwar das Thema, über 100% zu gehen. Verlernt man das dann aus deiner Sicht oder muss man da noch mal ran?
Hans Sarpei
Ja, das ist es ja. Die Daten, die man hat und man trainiert denjenigen, der muss so und so viel laufen, schnell laufen, Ausdauer laufen machen. Da ist alles schön und gut, aber im Fußball, ich glaube auch in jeder anderen Sportart, aber ich glaube auch in jedem anderen Beruf, das hat nichts mit Sport zu tun, muss man über seinen Schweinehund gehen, ab und zu. Man muss über die Grenzen gehen und das muss man aber auch trainieren. Man muss im Training über die Grenzen gehen können, damit man im Spiel das auch hinkriegt. Und wenn du im Training immer nur von den Daten her, dass die sagen, dann steht der manchmal einer und sagt: Da ist er im roten Bereich, der muss weniger trainieren, den müssen wir rausnehmen. Ist es schön, den rauszunehmen? Aber im Spiel, wenn er im roten Bereich ist, kannst du ihn nicht rausnehmen. Und wenn du das nicht gelernt hast, in diesem roten Bereich noch mehr Gas zu geben, weiter, da im roten Bereich blau zu sehen, dann wird es schwierig. Und wenn der andere das kann, dann wirst du im Spiel am Ende das Spiel verlieren. Da hat mal ein Trainer auch gesagt: Du musst im Training Sterne sehen, Blau sehen, als würdest du umkippen, damit du das im Spiel auch umsetzen kannst.
Hans Sarpei
Und das stimmt auch, weil es gibt Situationen im Spiel, aber auch im Training, dann musst du einen Sprint hinsetzen, zehn Meter nach links. Dann verlierst du diesen Zweikampf. Dann musst du wieder nach hinten laufen, hast wieder einen Zweikampf. Und dann hast du vielleicht das Pech, dass der Ball nicht ins Aus geht, aber noch in der Situation drinbleib und du bist eigentlich schon kaputt. Und jetzt kommt es dann darauf an: Wer kann mehr über seinen Schweinhund gehen, um diesen Zweikampf zu gewinnen? Und das ist dann … Da kannst du so viele Daten haben. Wenn du das als Typ nicht kannst, dann funktioniert das nicht.
Joubin Rahimi
Und das ist auch ein mega schönes Schlusswort. Ich glaube, ihr steht alle jetzt, auch wenn nicht jeder das fühlt, vor dem Wandel und wir müssen alle über diesen Schweinhund reingehen oder rübergehen und den trainieren.
Hans Sarpei
Aber wir sind jetzt gerade in der Work-Life-Balance.
Joubin Rahimi
Ja, man muss sich auch mal ausruhen.
Hans Sarpei
Das funktioniert auch. Es kommt immer immer darauf an, wo man das macht, wann man das macht. Ich weiß nicht, das ist ja eine Generationsfrage, momentan, dieses Work-Life-Balance. Letztens habe ich auch mit irgendjemand darüber geredet und anscheinend die Generation, die pocht da drauf und desto weniger arbeiten, gleiches Geld oder mehr Geld verdienen. Wenn das funktioniert, dann ist es ja okay, Aber ich glaube, manchmal … Wir sind jetzt in einem Bereich, wo wir so einer Schwelle sind und da müssen wir, glaube ich, gerade auch aufpassen, dass wir nicht nur Life-Balance haben.
Joubin Rahimi
Und wer morgen noch ein bisschen Work haben möchte, kann auch gern zum Abbauen mitkommen. Auf jeden Fall körperlich ist das immer eine schöne Sache. Aber danke noch für den Work-Life-Balance-Pin dazu, weil ich glaube, das ist auch etwas, wo wir vielleicht auch uns bewusst sein müssen, dass es uns sehr, sehr gut geht.
Hans Sarpei
Ja, absolut. Ich glaube, uns geht es sehr, sehr gut. Das vergessen wir manchmal, weil das alles Normalität ist und deswegen sollten wir auch manchmal so ein bisschen rechts, links über die Grenzen gucken und schauen, was dort abgeht und dann uns bewusst machen, dass wir schon ein ganz, ganz gutes Leben haben und wir versuchen sollten, doch den einen anderen aber auch zu helfen, zu unterstützen, um den ein bisschen in die Hand zu nehmen, den sein Leben auch besser machen zu können.
Joubin Rahimi
Ich habe überlegt, ob ich jetzt abmodere, weil du machst ja auch gerade noch was im Fernsehen genau dazu. Ich mache noch mal eine kurze Kurve. Ich weiß gar nicht, ob das jeder weiß. Eigentlich, ich gucke kaum Fernsehen.
Hans Sarpei
Ich mache so viel und ich weiß selber nicht, was ich alles macht. Hans erlebt eine Menge jetzt gerade auch aus Szenen, die wir typischerweise nicht haben.
Joubin Rahimi
Und ich lebe ja auch in der kompletten Bubble, so wie ihr auch. Also siehst du ja gerade die Menschen, die es halt viel, viel schwieriger haben. Drogen-süchtige, obdachlose, glaube ich, auch. „hans hilft" heißt glaube ich, die Serie, oder?
Hans Sarpei
Abgestempelt - hans will’s wissen. Momentan habe ich oder sind zwei Sendungen gelaufen, da ging es einmal um die Droge Crystal Meth und einmal Jugendkriminalität. Und einfach bei Crystal Meth war es einfach so, auch zu zeigen, wie viel Leute diese Droge auch nehmen und wie sie einen zerstören kann. Und viele denken auch, sie nehmen die Droge, um gepusht zu sein, um ihrer Arbeit nachgehen zu können. Und einfach die Leute, die da waren, das war ein Teil, ich habe die begleitet, so ein Jahr lang, um denen zu helfen, die zu unterstützen, auch den Jugendlichen, denen zu helfen, die zu unterstützen. Da waren Jugendliche, die einfach von ihrem ganzen Leben schon von einer Familie zur anderen Familie hingeschoben wurden und dann eigentlich nicht mehr keinen vertraut haben. Und ich war jetzt ein Jahr dann mit denen unterwegs, habe versucht, die zu unterstützen. Sehr, sehr schwierig. Und was ich nur sagen kann, ist, das war nur ein Teil davon. Da waren immer zwei, drei Leute, die ich begleitet habe, aber davon gibt es viel, viel mehr da draußen und die brauchen alle irgendwie Unterstützung, Hilfe von uns allen und jeder kann seinen Teil beitragen.
Hans Sarpei
Man muss immer gucken. Natürlich, manchen ist auch schwierig zu helfen, denen kann man nicht mehr helfen, aber man muss schon mal - Wir sollten alle einfach die Augen aufhaben. Das ist, glaube ich, ganz, ganz wichtig.
Joubin Rahimi
Na danke. Das lasse ich einfach als Schlusspunkt dastehen. Danke, Hans, für deine Zeit hier. Danke für die ganzen Einblicke. Ich danke dir. Total gerne und ich hoffe, es hat euch ein paar Impulse gebracht, ein bisschen zum Nachdenken. Schön, dass hier seid und gelauscht habt dazu. Genießt den Abend. Und der Hans wollte noch ein bisschen da sein, wenn eine oder andere Frage auch dazu hat. Ich glaube, das ist okay, oder?
Hans Sarpei
Ja, auf jeden Fall. Auf jeden Fall gerne. Ich tausche mich immer gerne aus, bin immer für alle Schandtaten bereit, ein bisschen Spaß haben. Wir können auch, ich weiß, wir können auch über Let's Dance reden, über Tanzen. Kein Problem, aber Tanzen kann ich nicht mehr. Also brauchst du keine Musik zu spielen.
Joubin Rahimi
Das wäre jetzt das Letzte gewesen. Danke, dass ihr da seid und schön, dass ihr zugehört habt.