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Versteckte Barrieren: Wie Drittanbieter-Integrationen die Barrierefreiheit einer Website gefährden
Die digitale Barrierefreiheit ist für Millionen von Menschen unerlässlich. Sie ermöglicht Menschen mit Behinderungen den Zugang zu Informationen, Dienstleistungen und Produkten im Internet. Für Unternehmen und Behörden ist es heute unerlässlich, sicherzustellen, dass ihre digitalen Angebote allen Nutzern zugänglich sind – nicht nur, um gesetzliche Anforderungen wie das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) zu erfüllen, sondern auch, um eine breite Benutzerbasis zu erreichen und positive Benutzererlebnisse zu fördern. Drittanbieter-Integrationen stellen hier oft eine große Herausforderung dar. Wichtig zu betonen ist, dass der Website-Betreiber selbst für die Barrierefreiheit der Website verantwortlich ist, unabhängig davon, ob Drittanbieter-Komponenten eingesetzt werden.
Barrierefreiheitsstandards für Websites
Barrierefreiheitsstandards wie die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) oder das deutsche Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) definieren klare Vorgaben für die Gestaltung von Websites, um sicherzustellen, dass sie für alle Menschen, einschließlich Menschen mit Behinderungen, zugänglich sind. Die WCAG sind internationale Richtlinien, die vier grundlegende Prinzipien festlegen: Inhalte müssen wahrnehmbar, bedienbar, verständlich und robust sein. Diese Prinzipien stellen sicher, dass Websites von jedem genutzt werden können, unabhängig von individuellen Einschränkungen. Wer diese Standards ignoriert, riskiert nicht nur die Verletzung gesetzlicher Vorschriften wie dem BFSG, sondern auch den Ausschluss potenzieller Nutzer und die Einschränkung der allgemeinen Benutzerfreundlichkeit digitaler Angebote.
Die Rolle von Drittanbieter-Integrationen für barrierefreie Websites
Drittanbieter-Integrationen sind Bibliotheken, Plugins oder externe Tools, die Funktionen zu einer Website hinzufügen, ohne dass sie selbst entwickelt werden müssen. Beispiele sind UI-Bibliotheken, Formulare, Multimedia-Plugins und Analysetools. Diese Integrationen bieten viele Vorteile, bergen jedoch auch Risiken in Bezug auf die Barrierefreiheit einer Website.
Häufige Probleme bei der Barrierefreiheit von Drittanbieter-Integrationen
Nicht-konforme UI-Komponenten stellen ein häufiges Problem dar. Viele Unternehmen verlassen sich auf Drittanbieter-Bibliotheken, da sie nicht über das interne technische Know-how verfügen, um diese selbst zu entwickeln. Das Risiko dabei ist jedoch, dass diese Integrationen nicht automatisch barrierefrei sind. Ohne tiefes technisches Wissen ist es für Unternehmen oft schwer erkennbar, wo Probleme liegen könnten – etwa bei UI-Komponenten wie Slidern, Modals oder Date Pickern, die nicht per Tastatur bedienbar sind, oder bei Formularen, deren Fehlermeldungen für Screenreader-Nutzer nicht wahrnehmbar sind. Diese unsichtbaren Barrieren erschweren den Zugang erheblich, was rechtliche und betriebliche Konsequenzen nach sich ziehen kann.
Auch Multimedia- und Player-Plugins sind häufig nicht barrierefrei, wenn sie keine zugänglichen Steuerungselemente, Untertitel oder Audiobeschreibungen enthalten. Werbung und Pop-ups von Drittanbietern stören oft die Nutzererfahrung, insbesondere wenn sie nicht tastaturnavigierbar sind oder Inhalte überdecken, ohne leicht geschlossen werden zu können. Tracking- und Analyse-Tools können ebenfalls die Performance von Screenreadern beeinträchtigen oder Barrieren schaffen, indem sie die Seitennutzung verlangsamen.
Unternehmen, die sich auf Drittanbieter-Integrationen verlassen, tun dies häufig nicht nur wegen fehlendem technischen Know-how, sondern auch aufgrund von Zeitmangel. Dabei fehlt es oft an den notwendigen Ressourcen oder der Expertise, um Barrierefreiheit für die Website umfassend zu evaluieren und umzusetzen. Hier können spezialisierte Tools wie WAVE, AXE oder Lighthouse eine wertvolle Hilfe sein, indem sie schnell und unkompliziert potenzielle Barrieren aufzeigen. Darüber hinaus kann es sinnvoll sein, externe Dienstleister hinzuzuziehen, die bei der Umsetzung barrierefreier Lösungen unterstützen. Wichtig ist, präventiv zu handeln und Barrierefreiheit von Anfang an mitzudenken, anstatt zu warten, bis Probleme auftreten, die den Zugang für alle Nutzer erschweren.
Die versteckten Kosten der Nicht-Konformität mit dem BFSG
Die finanziellen und rechtlichen Konsequenzen der Nicht-Konformität mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) sind oft erst auf den zweiten Blick erkennbar, können aber erhebliche Auswirkungen haben. Verstöße gegen das BFSG können Bußgelder oder andere rechtliche Schritte nach sich ziehen. Noch gravierender sind jedoch die langfristigen Schäden, die durch schlechte Nutzererfahrungen entstehen können. Nutzer, die auf Barrieren stoßen, werden die Website oft verlassen, was nicht nur zu Umsatzverlusten führt, sondern auch das Image des Unternehmens nachhaltig schädigen kann – insbesondere in Zeiten, in denen Inklusion und Barrierefreiheit einer Website zunehmend als Grundanforderungen betrachtet werden.
Wie man Barrierefreiheitsprobleme mit Drittanbieter-Integrationen auf Websites bewältigen kann
Was können Sie tun, um sicherzustellen, dass Drittanbieter-Integrationen barrierefrei und konform mit dem BFSG sind?
- Prüfen Sie vor der Integration: Bevor Sie eine Drittanbieter-Komponente in Ihre Website einbinden, prüfen Sie, ob diese bereits Barrierefreiheitsstandards erfüllt. Viele Anbieter bieten bereits barrierefreie Lösungen an oder haben entsprechende Zertifikate.
- Nutzen Sie Test-Tools: Mithilfe von Tools wie WAVE oder AXE können Sie automatisierte Tests durchführen, um Barrieren frühzeitig zu erkennen.
- Arbeiten Sie mit Ihrem Dienstleister zusammen: Kontaktieren Sie den Anbieter der Drittanbieter-Komponente und fragen Sie nach Informationen zur Barrierefreiheit. Viele Anbieter bieten bereits Updates oder Anpassungen an, die Ihnen helfen können.
- Falls nötig, passen Sie die Komponente an: Wenn keine direkte Lösung angeboten wird, ziehen Sie Modifikationen in Betracht oder suchen Sie nach Alternativen, die den Anforderungen an die Barrierefreiheit Ihrer Website entsprechen.
Fazit
Drittanbieter-Integrationen sind ein unverzichtbarer Bestandteil moderner Websites, doch sie dürfen die Barrierefreiheit der Website nicht gefährden. Als Website-Betreiber trägst Du die Verantwortung dafür, dass alle Komponenten Deiner Website den geltenden Barrierefreiheitsstandards und Anforderungen des BFSG entsprechen. Nutze die verfügbaren Tools und Experten, um sicherzustellen, dass Deine digitalen Angebote für alle Menschen zugänglich sind. Denke daran: Der Einsatz barrierefreier Lösungen ist nicht nur gesetzlich erforderlich, sondern bietet auch einen echten Mehrwert für die Nutzer Deiner Website und stärkt die Reputation Deines Unternehmens.