Lesezeit: 3 Minuten
 

Versteckte Barrieren: Wie Drittanbieter-Integrationen die Barrierefreiheit einer Website gefährden
 

Die digitale Barrierefreiheit ist für Millionen von Menschen unerlässlich. Sie ermöglicht Menschen mit Behinderungen den Zugang zu Informationen, Dienstleistungen und Produkten im Internet. Für Unternehmen und Behörden ist es heute unerlässlich, sicherzustellen, dass ihre digitalen Angebote allen Nutzern zugänglich sind – nicht nur, um gesetzliche Anforderungen wie das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) zu erfüllen, sondern auch, um eine breite Benutzerbasis zu erreichen und positive Benutzererlebnisse zu fördern. Drittanbieter-Integrationen stellen hier oft eine große Herausforderung dar. Wichtig zu betonen ist, dass der Website-Betreiber selbst für die Barrierefreiheit der Website verantwortlich ist, unabhängig davon, ob Drittanbieter-Komponenten eingesetzt werden.

Barrierefreiheitsstandards für Websites

Barrierefreiheitsstandards wie die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) oder das deutsche Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) definieren klare Vorgaben für die Gestaltung von Websites, um sicherzustellen, dass sie für alle Menschen, einschließlich Menschen mit Behinderungen, zugänglich sind. Die WCAG sind internationale Richtlinien, die vier grundlegende Prinzipien festlegen: Inhalte müssen wahrnehmbar, bedienbar, verständlich und robust sein. Diese Prinzipien stellen sicher, dass Websites von jedem genutzt werden können, unabhängig von individuellen Einschränkungen. Wer diese Standards ignoriert, riskiert nicht nur die Verletzung gesetzlicher Vorschriften wie dem BFSG, sondern auch den Ausschluss potenzieller Nutzer und die Einschränkung der allgemeinen Benutzerfreundlichkeit digitaler Angebote.

Die Rolle von Drittanbieter-Integrationen für barrierefreie Websites

Drittanbieter-Integrationen sind Bibliotheken, Plugins oder externe Tools, die Funktionen zu einer Website hinzufügen, ohne dass sie selbst entwickelt werden müssen. Beispiele sind UI-Bibliotheken, Formulare, Multimedia-Plugins und Analysetools. Diese Integrationen bieten viele Vorteile, bergen jedoch auch Risiken in Bezug auf die Barrierefreiheit einer Website.

Häufige Probleme bei der Barrierefreiheit von Drittanbieter-Integrationen

Nicht-konforme UI-Komponenten stellen ein häufiges Problem dar. Viele Unternehmen verlassen sich auf Drittanbieter-Bibliotheken, da sie nicht über das interne technische Know-how verfügen, um diese selbst zu entwickeln. Das Risiko dabei ist jedoch, dass diese Integrationen nicht automatisch barrierefrei sind. Ohne tiefes technisches Wissen ist es für Unternehmen oft schwer erkennbar, wo Probleme liegen könnten – etwa bei UI-Komponenten wie Slidern, Modals oder Date Pickern, die nicht per Tastatur bedienbar sind, oder bei Formularen, deren Fehlermeldungen für Screenreader-Nutzer nicht wahrnehmbar sind. Diese unsichtbaren Barrieren erschweren den Zugang erheblich, was rechtliche und betriebliche Konsequenzen nach sich ziehen kann.

Auch Multimedia- und Player-Plugins sind häufig nicht barrierefrei, wenn sie keine zugänglichen Steuerungselemente, Untertitel oder Audiobeschreibungen enthalten. Werbung und Pop-ups von Drittanbietern stören oft die Nutzererfahrung, insbesondere wenn sie nicht tastaturnavigierbar sind oder Inhalte überdecken, ohne leicht geschlossen werden zu können. Tracking- und Analyse-Tools können ebenfalls die Performance von Screenreadern beeinträchtigen oder Barrieren schaffen, indem sie die Seitennutzung verlangsamen.

Unternehmen, die sich auf Drittanbieter-Integrationen verlassen, tun dies häufig nicht nur wegen fehlendem technischen Know-how, sondern auch aufgrund von Zeitmangel. Dabei fehlt es oft an den notwendigen Ressourcen oder der Expertise, um Barrierefreiheit für die Website umfassend zu evaluieren und umzusetzen. Hier können spezialisierte Tools wie WAVE, AXE oder Lighthouse eine wertvolle Hilfe sein, indem sie schnell und unkompliziert potenzielle Barrieren aufzeigen. Darüber hinaus kann es sinnvoll sein, externe Dienstleister hinzuzuziehen, die bei der Umsetzung barrierefreier Lösungen unterstützen. Wichtig ist, präventiv zu handeln und Barrierefreiheit von Anfang an mitzudenken, anstatt zu warten, bis Probleme auftreten, die den Zugang für alle Nutzer erschweren.

Die versteckten Kosten der Nicht-Konformität mit dem BFSG

Die finanziellen und rechtlichen Konsequenzen der Nicht-Konformität mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) sind oft erst auf den zweiten Blick erkennbar, können aber erhebliche Auswirkungen haben. Verstöße gegen das BFSG können Bußgelder oder andere rechtliche Schritte nach sich ziehen. Noch gravierender sind jedoch die langfristigen Schäden, die durch schlechte Nutzererfahrungen entstehen können. Nutzer, die auf Barrieren stoßen, werden die Website oft verlassen, was nicht nur zu Umsatzverlusten führt, sondern auch das Image des Unternehmens nachhaltig schädigen kann – insbesondere in Zeiten, in denen Inklusion und Barrierefreiheit einer Website zunehmend als Grundanforderungen betrachtet werden.

Wie man Barrierefreiheitsprobleme mit Drittanbieter-Integrationen auf Websites bewältigen kann

Was können Sie tun, um sicherzustellen, dass Drittanbieter-Integrationen barrierefrei und konform mit dem BFSG sind?

  1. Prüfen Sie vor der Integration: Bevor Sie eine Drittanbieter-Komponente in Ihre Website einbinden, prüfen Sie, ob diese bereits Barrierefreiheitsstandards erfüllt. Viele Anbieter bieten bereits barrierefreie Lösungen an oder haben entsprechende Zertifikate.
     
  2. Nutzen Sie Test-Tools: Mithilfe von Tools wie WAVE oder AXE können Sie automatisierte Tests durchführen, um Barrieren frühzeitig zu erkennen.
     
  3. Arbeiten Sie mit Ihrem Dienstleister zusammen: Kontaktieren Sie den Anbieter der Drittanbieter-Komponente und fragen Sie nach Informationen zur Barrierefreiheit. Viele Anbieter bieten bereits Updates oder Anpassungen an, die Ihnen helfen können.
     
  4. Falls nötig, passen Sie die Komponente an: Wenn keine direkte Lösung angeboten wird, ziehen Sie Modifikationen in Betracht oder suchen Sie nach Alternativen, die den Anforderungen an die Barrierefreiheit Ihrer Website entsprechen.
     

Fazit

Drittanbieter-Integrationen sind ein unverzichtbarer Bestandteil moderner Websites, doch sie dürfen die Barrierefreiheit der Website nicht gefährden. Als Website-Betreiber trägst Du die Verantwortung dafür, dass alle Komponenten Deiner Website den geltenden Barrierefreiheitsstandards und Anforderungen des BFSG entsprechen. Nutze die verfügbaren Tools und Experten, um sicherzustellen, dass Deine digitalen Angebote für alle Menschen zugänglich sind. Denke daran: Der Einsatz barrierefreier Lösungen ist nicht nur gesetzlich erforderlich, sondern bietet auch einen echten Mehrwert für die Nutzer Deiner Website und stärkt die Reputation Deines Unternehmens.

 

Blogautor

Gerhard Knapp
Softwareentwickler ARS Computer und Consulting GmbH
Ihr Erfolg ist unser Ziel

Stehen Sie vor komplexen IT-Projekten? Mit unserer Expertise bieten wir Ihnen maßgeschneiderte Lösungen. Erfahren Sie mehr.

Werde Teil unseres Teams

Wir suchen ständig nach neuen Talenten. Für dich haben wir genau die richtige Stelle. Schau dir unsere offenen Positionen an.

Noch Fragen? Wir helfen Ihnen gerne!

News

IBM übergibt “Trusted AI” Projekte an Linux Foundation AI

Wir begrüßen es sehr, dass die Linux Foundation drei besonders leistungsfähige SW-Komponenten der IBM (z.T. bereits Open Source) in ihren Linux Foundation AI Canon aufgenommen hat.

News

ARS Event: KI meets Finance & Insurance

Am 20.11.2019 versammeln sich CxOs, Innovation Manager und Risk Manager zum ARS Event: KI meets Finance & Insurance 2019 in Nürnberg, um über die Zukunft der Finanzbranche zu diskutieren.

Logo von IPG - Experts in IAM
Unternehmen 26.01.21

IPG Information Process Group Holding AG

Die IPG-Gruppe ist auf die Konzeption, Integration, den Betrieb und die Ausbildung von IAM-Lösungen spezialisiert.

Standort

Winterthur

Finden Sie u.a. catworkx AG und IPG Information Process Group AG in Winterthur: Theaterstrasse 17, 8400 Winterthur

Standort

Dresden

Finden Sie u.a. IPG Information Process Group GmbH Deutschland in Dresden: Gertrud-Caspari-Str. 13; 01109 Dresden; +49 7531 957 3020; info@ipg-group.com

Standort

Berlin

Finden Sie u.a. IPG Information Process Group AG GmbH Deutschland und CLOUDPILOTS Software & Consulting GmbH in Berlin

News 06.08.21

Intelligent Document Processing ab sofort noch effizienter!

Wir verbessern unsere Leistung aus diesen Gründen im Gebiet Intelligent Document Processing stetig und haben nun mit den Experten der PLANET artificial intelligence GmbH aus Rostock einen starken Partner an unserer Seite.

Headerbild zu Intelligente Dokumentenverarbeitung / Intelligent Document Processing
Service 11.08.21

Intelligent Document Processing (IDP)

Intelligent Document Processing (IDP) umfasst die Erfassung, Erkennung und Klassifikation von Geschäftsdokumenten und Daten aus unstrukturierten und halbstrukturierten Texten.

Branche

Digitaler Wandel in der Öffentliche Verwaltung

Die digitale Transformation wird die Arbeitswelt gerade in der öffentlichen Verwaltung massiv verändern. Wir unterstützen die Behörden von Bund, Ländern und Kommunen bei der strategischen und technischen Umsetzung ihrer Projekte in der Verwaltungsmodernisierung.

Headerbild zu Digitale Transformation bei Versicherern
Leistung

Digitale Transformation bei Versicherungen meistern

Digitale Transformation ist der Wandel der Unternehmenswelt durch neue Technologien und das Internet Erfahren Sie, wie Versicherer das meistern können

Event

Data Fabric: Basis für Analytics und KI der nächsten Stufe

Im Webinar erfahren Sie, warum das Thema Data Fabric für Versicherer so wichtig ist. Wir erklären Ihnen, was die Data Fabric genau ist und welche Funktionalität sie für Data Science sowie den IT-Betrieb aufweist. In einer praktischen Demo zeigen wir Ihnen konkret Anwendungsfälle aus der Versicherungsbranche. Darüber hinaus erfahren Sie, in welchen Schritten Sie Ihre eigene Data Fabric einführen können.

Referenz

Kavalierstart für Red Hat OpenShift

TIMETOACT GROUP führte gemeinsam mit der NÜRNBERGER Versicherung die neue Container-Technologie Red Hat OpenShift ein, um die Produktivität der Entwickler zu steigern.

Branche

Gesundheitswesen

IT und Digitalisierung wird in Deutschland zu häufig als reiner Kostentreiber gesehen, ohne die Ertragschancen und Potenziale zu berücksichtigen. Wir kennen die Herausforderungen im Gesundheitswesen und helfen Ihnen, die besten IT Lösungen zu finden.

Referenz

Digitalisierung der Leistungsabrechnung

Nach dem Motto „Innovation first“ wurde bei der Liechtenstein Life AG (LLA) die Leistungsprüfung komplett digitalisiert. Hierfür werden sämtliche Workflows in die geschützte Cloud gebracht.

Logo Deutsche Rentenversicherung
Referenz

Modernisierung der Kernprüfung

TIMETOACT GROUP unterstützte die Deutsche Rentenversicherung Bund bei der Umsetzung der Kernprüfung in Java mittels OSGi und CICS auf IBM System z.

Referenz

Modularisierung und Migration des Point of Service

TIMETOACT GROUP unterstützte die delvin GmbH (Tochter von die Bayerische) bei der Modularisierung und Migration der bestehenden Point of Service Applikation.

Event

KI basierte Kundenbetreuung für Versicherer

Im Webinar erfahren Sie, wie moderne Kundenbetreuung in der digitalisierten Welt aussieht. Watson Assistent hilft bei der Optimierung bestehender Lösungen. Dieser virtuelle KI-Assistent liefert Kunden schnelle, konsistente und akkurate Antworten über alle Kommunikations-Kanäle, -Plattformen, -Applikationen und Geräte hinweg.

Referenz

Strategieberatung & Proof of Concept zu IBM Cloud

ARS als Teil der TIMETOACT GROUP unterstützte den Kunden bei der Strategieberatung hinsichtlich der Entscheidung Cloud Foundry vs. Docker/Kubeneretes

Bleiben Sie mit dem TIMETOACT GROUP Newsletter auf dem Laufenden!